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Eurobonds in der Diskussion

Eurobonds könnten stabilisierend wirken, aber sie müssten als ein Langzeit-Instrument, vielleicht sogar ein dauerhaftes, gesehen werden, sagte René Karsenti, Präsident der International Capital Market Association, auf einer Veranstaltung in Frankfurt am Main

Eurobonds bzw. „Stabilitätsbonds“ – so die präferierte Bezeichnung von Karsenti, würden „den Markt vertiefen, die Position des Euro als internationale Reservewährung stärken und Zugang zu günstigerer Finanzierung liefern, da diese Wertpapiere fast genauso wie risikofreie Anlagen gesehen werden“, stellte Karsenti fest, aber er fügte hinzu, dass dies hauptsächlich eine politische Entscheidung sei.

Er sprach beim Treffen der European Bond Commission (EBC), einem ständigen Panel der European Federation of Financial Analysts Societies (EFFAS), das Anfang der Woche bei der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) in Frankfurt abgehalten wurde.

Karsenti betonte, dass „Stabilitätsanleihen nicht als Kriseninstrument genutzt werden sollen“ sondern stattdessen als „Langzeitprogramm, als Teil eines permanenten Systems gesehen werden sollten, das ein klares Bekenntnis zu mehr Finanzkonvergenz ist“. „Anders kann es nicht funktionieren“, fügte er hinzu.

Chris Golden, Vorstand des EBC, stellte fest, dass ein Vorschlag der ELEC, einer Vereinigung von internationalen Unternehmern die seit 1946 besteht, „sehr aufregend“ sei, weil es eine Langzeitlösung darstelle und „die Einführung von solchen Anleihen über das kurze Ende des Marktes ist eine exzellente Möglichkeit, um den Markt zu möglichst geringen Kosten zu testen.“

Der ELEC-Vorschlag lautet, die kurzfristigen Schulden, also jene unter zwei Jahre, jener Länder zusammenzufassen, die keine Hilfe aus EU-Mechanismen erhalten. Dieser Fonds könnte dann am Markt für vier Jahre leihen. Danach könnte er geschlossen oder durch einen neuen Mechanismus ersetzt werden.

Karsenti, der an diesem Vorschlag mitgearbeitet hat, erläuterte, dass der Fonds auch genutzt werden könnte, um längerfristige Reinanzierungen durchzuführen, was das Universum von 600 Mrd. Euro auf 2 Bio. Euro erweitern würde.

„Der ‚Moral Hazard’-Aspekt wird auch berücksichtig. Um das zu vermeiden, könnten Aufschläge für jene Staaten eingeführt werden, die eine zu große Verschuldung aufweisen“, erläuterte Karsenti.

In seiner Präsentation, hielt Thomas Meißner, Head of Market Research Fixed Income bei der DZ Bank, schließlich fest, dass es „nicht die EZB war, die geholfen hat, die Anleihenmärkte zu beruhigen“. „Durch das Bondkaufprogramm wird keine Liquidität geschaffen, statt dessen kauft die EZB die letzten Reste am Markt auf, was danach zu noch weniger Liquidität führt“, so Meißner.

Er schlug vor, dass die EZB sich nicht auf den Bondmarkt, sondern auf jenen für CDS konzentrieren solle. Die Zentralbank müsse ankündigen, CDS in jedem notwendigen Umfang zu verkaufen – „und ich bin sicher, dass die Märkte sich innerhalb von Sekunden abkühlen werden“.

John Nugée, Senior Managing Director State Street Global Advisors, sagte, dass das Dreijahres-Kreditprogramm der EZB geholfen habe, „den Gordischen Knoten zu durchschneiden“ weil es defacto ein „Quantitaive Easing“ sei, jedoch nicht so genannt wird.

Er ist überzeugt, dass 2012 „das Jahr der Entscheidungen“ werden wird und dass Deutschland seinen Plan der „Einsparungsmaßnahmen für alle“ aufgeben werden muss, weil die Krise diverse Länder aus unterschiedlichen Gründen gebeutelt hat.

Con Keating, Head of Research bei Brighton Rock, stimmte zu, dass „zu viele der Einsparmaßnahmen zu wenig exakt wirken, weil sie nicht das treffen, was sie treffen sollen“.

Laut ihm könnte Griechenland, statt Geld zu drucken, seine Schulden dadurch in Geld umwandeln, in dem es sich Steuern in Form von Anleihen bezahlen lasse. Das könne zusätzlich als Anreiz dienen, Steuern zu zahlen, wenn die Anleihen zu einem Abschlag gehandelt werden.