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„Emerging Markets sollten 2011 wieder ein wichtiges Thema an den Märkten werden“

Der Ausblick an den Kapitalmärkten ist diffus. Die Favoriten von heute müssen in diesem Umfeld nicht unbedingt zu den Performern von morgen zählen. Wohin sollte man als Investor für das kommende Jahr seinen Blick werfen? IPE Institutional Investment Chefredakteur Frank Schnattinger sprach darüber mit Valentijn van Nieuwenhuijzen, Head of Strategy, Fixed Income Strategy and Tactical Asset Allocation Group bei ING Investment Management.

Valentijn van Nieuwenhuijzen

IPE Institutional Investment: Wie sollte idealtypisch die robuste Asset Allocation eines institutionellen Portfolios für das kommende Jahr aussehen?
van Nieuwenhuijzen: Es kommt – wie immer – natürlich auf den Einzelfall an. Grundsätzlich ist es sicher so, dass wir keine allzu positive Meinung für das kommende Jahr haben, das Thema Risiko und Risikomanagement sollte also ein steter Begleiter sein. Speziell für die Asset Allocation möchte ich festhalten, dass Emerging Markets, in jeglicher Investmenthinsicht wie Fixed Income, Currency und natürlich auch das Thema Aktien sehr interessant sein dürften. Wer beim Thema kurzfristige Liquidität nicht zu besorgt ist, der kann auch einen Blick auf das Thema Asset Backed Securities im AAA-Bereich werfen. Das Thema Credit im Investment Grade Bereich ist meiner Ansicht nach nicht sonderlich attraktiv, insbesondere gilt dies auch für Finanzwerte. Auch könnten sich hier Probleme im Sovereigns-Bereich negativ auswirken.

Als taktisches Investment im spekulativen Bereich sind Rohstoffe derzeit sehr attraktiv, wir tun uns auf Grund von Themen wie Rollverlusten allerdings schwer, Rohstoffe als grundsätzlichen Part in der strategischen Asset Allocation zu sehen.

Beim für institutionelle Adressen wichtigen Thema Staatsanleihen würde ich mich in der Tat auf stabile Kernmärkte konzentrieren und bin durchaus bereit dies als eine Art Klumpenrisiko mit ins Portfolio aufnehmen weil ich es wesentlich niedriger einschätze als das Event Risk, das aus Staaten wie Griechenland oder Portugal droht. Im Gegenteil, im Fall der Fälle wird man hier durch die Flucht in „sichere Häfen“ sogar profitieren.

Natürlich kommt es aber immer darauf an, welches Risikobudget zur Verfügung steht und wie die Präferenzen der Institution gelagert sind.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie das Thema Inflation?
van Nieuwenhuijzen: Kurzfristig muss man hier nach aktuellem Stand nicht aktiv werden. Wir erwarten nicht, dass Inflation über die kommenden 12-18 Monate ein Thema wird. Allerdings ist es strategisch sicher kein Fehler, sich bereits jetzt damit zu beschäftigen und im Linkers-Markt auch nach entsprechenden Papieren zu sehen. Es kann über drei Jahre ganz sicher eine Thema werden und wenn es um die Konstruktion eines Portfolios geht, sollte man sich auch immer bewusst machen, dass Dinge anders und schneller kommen können, als man denkt. Hier gilt es dann an eine Absicherung zu denken.

 

IPE Institutional Investment: Lohnt sich dann das Thema Duration für Investoren, ohne Inflationsdruck würde es ja möglicherweise noch einige Basispunkte extra versprechen…
van Nieuwenhuijzen: Etwas Duration schadet in unserem Szenario nicht. Im Gegenteil: es verspricht noch ein wenig vom Carry zu profitieren. Auch werden eventuell z.B. Bundesanleihen im Krisenfall ganz sicher wieder eine negative Korrelation zu riskanteren Assetklassen in Stressszenarien aufweisen, hier gibt sich dann natürlich eine Art Kissen für die Gesamtperformance des Portfolios.

 

IPE Institutional Investment: Sie sprachen vorhin das Thema Commodities als taktisches Investment an…

van Nieuwenhuijzen: Wie schon gesagt, durch die zu erwartenden Rollverluste – also einen negativen Carry – müssen Sie langfristig schon einen sehr positiven Ausblick haben, um hier eine ansprechende Rendite zu bekommen. Hier tue ich mich über einen langfristigen Zeitraum gegenüber anderen risikobehafteten Assetklassen wie Aktien schwer. Hier bekommen Sie über die Dividenden zumindest einen positiven Carry für das Halten.

IPE Institutional Investment: Ist Gold für Sie ein Investmentthema?

van Nieuwenhuijzen: Für viele Investoren ist Gold mittlerweile so etwas wie die letzte risikofreie Assetklasse. Auch das Thema Absicherung gegenüber Inflation wird immer wieder genannt. Ich sehe Gold aktuell als Profiteur der Verunsicherung aus der letzten Finanzkrise und den Schocks die aus Ländern wie Griechenland gekommen sind. Die wenigsten haben Argumente warum Gold fundamental weiter steigen sollte, es ist mehr die Absicherung gegen den „worst case“. Es kommt letztlich darauf an, ob man diese Art Versicherung nehmen möchte.

IPE Institutional Investment: Ein weiteres vieldiskutiertes Investmentthema sind die Emerging Markets…

van Nieuwenhuijzen: Hier sollte auf der Allokationsebene in der Tat mehr passieren. Die Lücke zwischen einer Art idealtypischen und der realen Allokation ist noch immer extrem. Die langfristigen Wachstumsperspektiven auf der einen Seite und die gesunden Finanzen in fast allen Schwellenländern auf der anderen sollten hier eine Outperformance gegenüber den Industriestaaten ermöglichen. Das Risiko ist jedenfalls deutlich niedriger als noch vor einigen Jahren und angesichts der Wirtschaftdaten der Länder, warum sollten diese mittelfristig noch mit einem Discount bei der Bewertung versehen werden?

IPE Institutional Investment: Letzte Frage – sind Renditen von vier bis fünf Prozent pro Jahr im aktuellen Umfeld mit einer defensiven Asset Allokation noch möglich?

van Nieuwenhuijzen: Sie müssen ein gewisses Mindestmaß an Volatilität und Risiko ertragen können um das hin zu kommen, ganz klar. Problem bei vielen Pensionsfonds, die genau diese Rendite brauchen, ist, dass Sie das Funding bzw. Risikobudget dafür nicht haben. Insofern bleibt hier dann nur möglicherweise das Eingeständnis, dass gewisse Ertragsziele nicht erreichbar sind. Das ist ein Thema, das Fonds auf der ganzen Welt betrifft.



IPE Institutional Investment: Danke für diese Einblicke!