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„Ein modernes Overlay darf nicht nur Risiken minimieren, es muss auch aktiven Mehrwert liefern“

Immer mehr Investoren sind gezwungen, Rendite außerhalb des bekannten Rentenuniversums zu suchen. Ein vielversprechender Ansatz sind Multi Asset Konzepte, die neben einer vernünftigen Diversifikation auch höhere Renditen versprechen. IPE Institutional Investment Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Eberhard Schwarz, Generalbevollmächtigter, Dr. Jörg Marienhagen, Fondsmanagement Aktien / Taktische Asset Allocation, bei der BayernInvest über die Suche / das Streben nach Absoluten Erträgen und den Aufbau moderner Investmentkonzepte.

Eberhard Schwarz (oben) und Dr. Jörg Marienhagen

IPE Institutional Investment: Herr Schwarz, bei der BayernInvest gab es an der Spitze in den vergangenen 18 Monaten einige Veränderungen. Direkt gefragt – wie sind Sie durch die Finanzmarktkrise gekommen?
Schwarz: Man sieht das meines Erachtens ganz gut sowohl an der Entwicklung unserer Assets under Management als auch an unserer Personalentwicklung. So konnten wir im ersten Halbjahr 2010 erstmals die EUR 30 Mrd. Grenze überschreiten. Ferner sind wir bereits wieder dabei, Personal zu rekrutieren. Im administrativen Bereich haben wird das bereits vollzogen und wir werden im Herbst den institutionellen Vertrieb mit zwei Neueinstellungen verstärken. Die Geschäftsführung besteht mit Herrn Moll und Herrn Dr. Schlick nunmehr aus zwei Geschäftsführern, die von zwei Generalbevollmächtigten unterstützt werden. Frau Lammert zeichnet neben ihrer bisherigen Verantwortlichkeit für den Rechtsbereich zusätzlich für die Administration verantwortlich. Ich selbst verantworte nach dem Ausscheiden von Herrn Brandt den Bereich Marketing und Vertrieb.

IPE Institutional Investment:
Welche Produkttrends sehen Sie aktuell am Markt?
Schwarz:
Lassen Sie mich mit einem kleinen Rückblick aus der Finanzmarktkrise heraus beginnen. Wir sind von der Krise des Finanzmarktes ja letztlich zu einer Krise der Länder übergegangen, wie insbesondere das Thema Griechenland dokumentiert. Dadurch hat es gerade für unser Haus, das stark im Bondbereich vertreten ist, erhebliche Veränderungen gegeben. Kunden wollen nicht mehr nur ein rein passives Management Ihrer Bond-Portfolios, der Trend geht hier ganz klar in Richtung enhanced bzw. aktiv, um verschiedene Länderrisiken auszuschalten. Hier ist es für uns als BayernInvest die Aufgabe, den Kunden so individuell wie möglich zu beraten und eine Art Maßkonfektion der Produkte anbieten zu können. Das wollen wir weiter nach vorne treiben.

IPE Institutional Investment: …und außerhalb des Rentenuniversums?
Schwarz:
Hier sehen wir das Thema Multi Assets im Focus! Halten wir uns den Markt vor Augen. Sie bekommen im klassischen Fixed Income-Bereich nur noch eine Rendite, denen Investoren kaum mehr ein Lächeln abgewinnen können. Es gilt neue Alphaquellen zu finden bzw. diese sinnvoll zu kombinieren. Hierbei geht es um ein ganzheitliches Bild – welche Assetklassen hat der Kunde bisher, welche sucht er zukünftig und wie kann man diese sinnvoll kombinieren? Das sind Fragen, denen wir uns stellen müssen.

IPE Institutional Investment: Also auch eine Art „moderneres“ Overlay?
Schwarz:
Richtig! Unsere Erfahrung ist, dass Kunden dies wieder stärker in einem Mandat zusammen fassen möchten, allerdings nicht nur mit dem Fokus einer Risikovermeidungsstrategie, sondern auch gezielt mit der Suche nach Alpha verbinden.

IPE Institutional Investment: Wie weit können Sie diese Multi-Asset-Expertise selbst anbieten?
Schwarz:
Eine Frage, die sich in der Tat stellt – Make or Buy? Wir haben bereits verschiedene Überlegungen dazu angestellt. Ganz klar ist, dass wir unsere Kernkompetenzen im Rentenbereich erweitern wollen, z.B. mit Emerging Markets Debt bzw. Inflation Linkers. Dbzgl. aber auch mit Blick auf andere Assetklassen stellt sich die Frage, was produzieren wir selbst und was kaufen wir wo ein, um unsere Expertise weiter auszubauen.

IPE Institutional Investment:  Ich würde gerne noch etwas tiefer auf die Thematik „Rendite gesucht” eingehen. Wie sieht Ihre Strategie für Investoren hier genauer aus?
Dr. Marienhagen:
Man muss zunächst einmal festhalten, dass gerade im institutionellen Bereich das Thema Absolute bzw. Total Return wieder das Gebot der Stunde ist. Es ist für die Mehrzahl der Investoren elementar, zum Jahresende eine positive Rendite ausweisen zu können. Absolute Return in der modernen Auslegung bedeutet unseres Erachtens allerdings nicht nur ein Renditeziel von z.B. Libor plus x, sondern vielmehr auch den aktiven Umgang mit einem vorgegebenen Risikobudget. Das heißt auch, dass eine Wertuntergrenze eingehalten werden muss.

IPE Institutional Investment: Wie sieht Ihr Sicherheitskonzept dann aus - CPPI?
Dr. Marienhagen:
CPPI hat gerade durch die mangelnde Flexibilität gravierende Nachteile – gerade wenn Sie ausgestoppt werden und zum aktuellen Zins im Geldmarkt sitzen. Sie haben kaum die Möglichkeit hier wieder Risikokapital aufzubauen. Wir bevorzugen hier Value-at-Risk-Modelle die eine aktivere Steuerung des Risikobudgets erlauben.

IPE Institutional Investment:  Lassen Sie uns in diesem Zusammenhang auf das Thema Multi Asset zurück kommen – wo sehen Sie momentan das Alpha für positive Erträge?
Dr. Marienhagen:
Das sind derzeit ausgesuchte Rohstoffe, verschiedene Positionen im Fremdwährungsbereich sowie eher taktische Ansätze im Renten- und Aktienbereich, hier allerdings tatsächlich mit durchaus kurzfristigen Wechseln.

IPE Institutional Investment: Wie wollen Sie Ihr Multi Asset Modell gerade auch hinsichtlich weiterer Assetklassen künftig entwickeln?
Dr. Marienhagen:
Es wird sicher ein modulares System im Sinne eines Baukastensystems bleiben, das wir aber natürlich weiter ausfeilen werden. Wichtig bleibt dabei das angesprochene Overlay mit einer flexiblen Zuteilung des Risikobudgets zu einzelnen Assetklassen. Ich denke das ist auch im Sinne der Transparenz, hier dem Kunden die Strategie in der Breite offen zu legen und keine Black Box zu verwalten.
Schwarz:
Toll wäre auch eine Weiterentwicklung, die die Veränderung der Korrelationen der Assetklassen berücksichtigt. Schauen Sie auf die letzten Krisenjahre. Wenn es hart auf hart kommt, läuft die Korrelation der meisten Assetklassen gegen eins. Aber hier steht die ganze Branche noch in der Pflicht.
Dr. Marienhagen:
Die stärke Möglichkeit auch auf der Short-Seite aktiv zu werden ist hier sicher ein Anfang, den nicht zuletzt auch Investoren künftig stärker nutzen sollten.

IPE Institutional Investment:
Vielen Dank für diese Einblicke.