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„Die gezahlten Aufschläge im Corporate Bonds-Sektor sind nach wie vor attraktiv“

Corporate Bonds zählten im Jahresverlauf zu den favorisierten Assetklassen institutioneller Anleger. Auf dem aktuellen Niveau halten manche allerdings Corporates angesichts der wirtschaftlichen Aussichten für gut bezahlt. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Marc Jäger und Simon Walther, beide Senior Portfolio Manager im Corporate Bond-Team bei Lampe Asset Management in Düsseldorf über die weiteren Aussichten. Der von beiden gemanagte Euro-Corporates Fonds weist Year-to-Date (31. Oktober) eine Performance von 17,66% aus.

Marc Jäger (oben) und Simon Walter

IPE Institutional Investment:  Zum Einstieg die pauschale Fragestellung – sind Corporate Bonds jetzt noch attraktiv?
Jäger: Die extrem hohen Renditeaufschläge zu Beginn des Jahres werden augenblicklich am Markt nicht mehr bezahlt. Durch das konzertierte Eingreifen aller großen Industrienationen und der Zentralbanken konnte ein Kollaps des Weltfinanzsystems verhindert werden. Deshalb haben sich die Risikoprämien jüngst deutlich zurückgebildet. Betrachtet man jedoch die derzeitigen Aufschläge im historischen Vergleich, so sind die gezahlten Aufschläge – insbesondere im Vergleich zu Pfandbriefen oder Staatsanleihen – nach wie vor attraktiv.

IPE Institutional Investment:
  Wie beurteilen Sie das makroökonomische Umfeld? Die Ratingabstufungen werden deutlich mehr…
Walther:
Die Aussichten für das makroökonomische Umfeld haben sich in der jüngsten Vergangenheit wieder verbessert. Für das Jahr 2010 rechnen wir jedoch – trotz der deutlichen Stimmungsverbesserung - nur mit einem sehr mäßigen Wirtschaftswachstum. Da es sich bei Ratings um einen zeitlich nachlaufenden Indikator handelt, werden wir in den kommenden 12 Monaten allerdings wesentlich mehr Herabstufungen als Heraufstufungen sehen. Deshalb sind wir mit unserem Corporate Fonds derzeit defensiv positioniert.

IPE Institutional Investment:
  Welche Sektoren bevorzugen Sie aktuell?
Jäger:
Wir denken, dass auch der Markt für Unternehmensanleihen keine Einbahnstraße ist. In den letzten Monaten haben sich die Risikozuschläge kontinuierlich reduziert. Unserer Ansicht nach ist nicht die Frage ob, sondern wann es an den Märkten zu einer Gegenbewegung kommt. Für diese fühlen wir uns wegen unserer konservativen Positionierung hinsichtlich der Branchen und der Emittenten bestens gerüstet. Wir haben Branchen mit nachvollziehbarem Geschäftsmodell und stabilen Cashflows deutlich übergewichtet. Allein die Sektoren Pharma/Versorger/Telekommunikation bilden derzeit mehr als 50% des Portfolios ab. Ausgesuchte Beimischungen aus zyklischen Branchen ergänzen unsere Allokation. Unserem Premiumansatz folgend setzten wir hierbei insbesondere auf die jeweils in ihrem Sektor führenden Unternehmen.

IPE Institutional Investment:
Welche Rolle spielt für Sie die Duration bzw. das Durationsmanagement?
Walther:
Unserem Selbstverständnis entspricht es, dass wir als aktiver Asset Manager auch eine aktive Positionierung hinsichtlich der Duration vornehmen.

IPE Institutional Investment:
  Wo sehen Sie sich bei den Credit-Ratings positioniert?
Jäger:
Die als defensiv bekannten Sektoren (Pharma/Telekommunikation/Versorger) haben traditionell wegen ihres stabilen Geschäftsmodells bessere Ratings. Alle im Portfolio vertretenen Bonds haben ein Rating innerhalb des Investment Grade Bereiches. Mehr als 80% der Werte weisen momentan sogar ein sehr gutes A-Rating auf.

IPE Institutional Investment:
Ein Blick auf die Performance muss gestattet sein – wie haben Sie sich gegenüber der Benchmark geschlagen?
Walther:
Unser mehrstufiger Auswahlprozess der Einzeltitel scheint sich bewährt zu haben – seit Auflage unseres institutionellen LAM-Euro-Corporates Publikumsfonds können wir nicht nur auf eine sehr gute absolute Performance von 17,66 Prozent (Stand 31.10.2009) zurückblicken, sondern haben den Vergleichsindex damit zusätzlich um gut 150 Basispunkte (nach Kosten!) hinter uns lassen können.

IPE Institutional Investment:
Wir hatten bereits über das wirtschaftliche Umfeld gesprochen, was für Auswirkungen erwarten Sie konkret für den CB Sektor 2010?
Jäger:
2010 wird sicherlich kein leichtes Jahr. Das sehr gute Jahr 2009 wird sich nicht wiederholen. Es ist schon jetzt festzustellen, dass der Markt nicht mehr bei jedem Emittenten euphorisch reagiert und stark nach der Qualität des Emittenten differenziert. Auch im Jahr 2010 wird der Markt für Unternehmensanleihen Teile der Bankkredite ersetzen, da Banken zur Risikoreduzierung gezwungen sein werden und daher weniger Kredite an die Wirtschaft ausreichen können.  Es wird es nach wie vor interessante Emissionen geben. Eine gute und schlüssige Fundamentalanalyse wird aber Grundvoraussetzung für die Erzielung einer Überrendite sein. Mit diesem Ansatz sollte es uns gelingen, auch im Jahr 2010 überdurchschnittliche Erträge zu erzielen.

IPE Institutional Investment: Sie sagen, dass der Fundamentalanalyse eine große Bedeutung zukommen wird. Wie genau sieht Ihr Auswahlverfahren der Einzeltitel aus?
Walther:
Wir bedienen uns eines vierstufigen Investmentprozesses. Im ersten Schritt wird die Investitionsquote in Unternehmensanleihen festgelegt. Anschließend ermitteln wir unter Einbeziehung der wirtschaftlichen Rahmendaten und der gezahlten Risikozuschläge die für uns interessantesten Branchen, in welche wir investieren möchten. Danach werden die jeweiligen Emittenten innerhalb ihrer Branche mit den zugehörigen Wettbewerbern verglichen. Im Ergebnis erhalten wir dann den besten Emittenten im Hinblick auf die relativen Bilanzverhältnisse im Vergleich zum Wettbewerb. Ist der gewünschte Emittent ermittelt, so stellt sich die Frage, welche Emission erworben werden soll. Dabei leistet nicht zuletzt unser Analysesystem eine wertvolle Hilfe, um die attraktivsten Titel ausfindig zu machen. Allerdings können Bilanzkennziffern nur rückblickend Auskunft über die Qualität eines Unternehmens geben. Für uns ist es deshalb noch wichtiger, bei zukünftigen Entwicklungen nah am Markt zu sein und jede aus dem Prozess resultierende Handlungsempfehlung noch einmal mit Sinn und Verstand zu prüfen.

IPE Institutional Investment:
Viele Investoren treffen bei Corporates noch immer eine Einzeltitelauswahl. Zum Abschluss Ihr Plädoyer für die Fondslösung?
Jäger:
Gerade für den Unternehmensanleihen-Sektor ist es von enormer Bedeutung, durch einen aktiv gesteuerten und breit diversifizierten Fonds Zugang zu diesem Markt zu erhalten. Durch die breite Streuung innerhalb des Fonds wären die Auswirkungen auf die Wertentwicklung selbst im schlimmsten Fall der Insolvenz eines einzelnen Emittenten überschaubar. Somit stellt die Fondslösung die sinnvollste und zugleich kostengünstige Variante dar, um eine überdurchschnittliche Rendite bei einer breiten Streuung der Risiken zu erzielen.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Informationen.