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“Das Thema aktives versus passives Investment wird unter institutionellen Anlegern stark diskutiert”

Noch bis ins Frühjahr 2009 sah es so aus, dass institutionelle Investoren in Deutschland ihre Aktienquote bei Null festfahren würden. Dann drehte die Stimmung und damit auch die Einstellung gegenüber Aktieninvestments. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Henrik Rox Hansen, Managing Director Institutional Business Continental Europa, Middle East & Africa bei Janus Capital International Ltd. über den aktuellen Status beim Thema Aktieninvestments und die Pläne von Janus Capital.

IPE Institutional Investment: Herr Rox Hansen, Janus Capital ist ein klar auf den Aktienbereich fokussiertes Haus – wie haben Sie 2009 erlebt?
Rox Hansen: Zunächst: Ja, wir haben einen Fokus auf US- und globale Aktien, aber wir sind auch stark bei US Bonds, sowohl Investment Grade als auch High Yield. Im vergangenen Jahr haben wir in diesem Bereich eine hohe Such-Aktivität gesehen. Für Aktien war 2009 zweifelsohne ein schwieriges Jahr und wir haben im März einen Tiefpunkt gesehen. Es folgte eine Rally, die wir dem beherzten und vor allem konzertierten Eingreifen von Regierungen und Zentralbanken zu verdanken haben. So konnte das Vertrauen zumindest teilweise wiederhergestellt werden. Gerade die Deutschen haben auf internationaler Ebene integrierend gewirkt. In Deutschland selbst haben natürlich die Fälle Hypo Real Estate und IKB sowie die Probleme einiger Landesbanken die Marktteilnehmer verunsichert. Aber auch hier hat der Staat im Großen und Ganzen gutes Krisenmanagement betrieben.

IPE Institutional Investment:
An welcher Stelle im Jahr haben Investoren wieder das Interesse an Aktien gewonnen?
Rox Hansen:
Das war wohl Mitte März, als sich die Rally verstetigte. Bis dahin machten sich viele institutionelle Investoren Gedanken über die Auflösung von Aktienpositionen, wovon sie dann aber Abstand nahmen. Allein das war schon eine unerwartete Wendung.

IPE Institutional Investment:
Lassen Sie uns kurz über Janus Capital selbst sprechen. Könnten Sie unseren Lesern kurz veranschaulichen welche Themen- und Stilbereich Ihr Haus vereint? Schließlich stehen drei sehr unterschiedliche Investmentfirmen dahinter…
Rox Hansen:
Die Janus Capital Group bietet sowohl fundamentale als auch mathematische Strategien an. Mit Assets under Management von über 150 Mrd. USD ist sie international präsent und bietet ihren Kunden Zugang zu drei Asset Managern. Janus, INTECH und Perkins verfolgen alle einen individuellen Investment-Stil und konzentrieren sich ausschließlich auf das Verwalten von Investments. Janus betreibt intensives fundamentales Bottom-up-Research, das seit über 40 Jahren die Grundlage des Investment-Prozesses ist. Unser Research erstreckt sich über sieben Sektoren. Anders als andere fundamentale Manager, die ihre Coverage an der Benchmark oder quantitativen Screenings ausrichten, beschränken wir uns in der Suche nach geeigneten Investments nicht durch formale Kriterien. Ein Team von Branchenspezialisten analysiert die Unternehmen bis weit in den operativen Bereich hinein. Von diesem Research-Ansatz profitieren alle Portfolios, sowohl auf der Equity- als auch auf der Fixed Income-Seite. Die meisten unserer Portfoliomanager haben bei Janus als Analysten angefangen und denken immer noch wie Analysten. Portfoliomanager und Analysten arbeiten eng zusammen, um die attraktivsten Gelegenheiten für unsere Investoren zu finden. Perkins ist ein Value-Spezialist aus Chicago mit 25 Jahren Erfahrung im Bereich Substanzanlagen. Im Investment-Prozess wird besonders auf das Downside-Risk-Management Wert gelegt, weshalb die Perkins-Strategien im vergangenen Jahr bei Kunden besonders nachgefragt wurden. INTECH geht in eine völlig andere Richtung: INTECH bietet Equity-Investoren einen hochdisziplinierten mathematischen Ansatz, der langfristig eine Überrendite im Vergleich zur Benchmark anstrebt und gleichzeitig das Risiko einer signifikanten Unter-Performance mindert. Der INTECH-Prozess wurde vor über 21 Jahren entwickelt und verfügt damit über eine der längsten ununterbrochenen Track Records unter den mathematischen Ansätzen. INTECH liefert hohe und nachhaltige Information Ratios, was sowohl die Effizienz als auch die Konsistenz des Ansatzes bestätigt.

IPE Institutional Investment:
In welchem Thema bzw. Stil sehen Sie bei institutionellen Anlegern derzeit am meisten Interesse – wie versucht man sich aufzustellen?
Rox Hansen:
Das Thema aktives versus passives Investment wird unter institutionellen Anlegern stark diskutiert. Nachdem im Zuge der Krise der Mehrwert von aktivem Management oft in Frage gestellt wurde, scheint sich jetzt das Stimmungsbild etwas zu ändern. Wir sehen, dass beide Investment-Typen nachgefragt werden und beide ihre Berechtigung haben. Darüber wächst das Risikouniversum ständig und die Kunden bewerten die Risikoprämien sowie die Korrelation zwischen den Asset Klassen ständig neu. Wie immer ist auch hier die Risikoneigung des Kunden entscheidend.

IPE Institutional Investment:
Wie sehen Sie die Rolle der Consultants im deutschen Markt, nicht zuletzt auch beim Thema Equity Investments?
Rox Hansen:
Sie stehen denselben Herausforderungen wie die Asset Manager gegenüber, denn beide sollen ja die beste Lösung für das Portfolio ihrer Kunden finden. Im aktuell schwierigen Umfeld kommt den Consultants mit ihrer umfassenden Marktkenntnis eine große Bedeutung zu. Asset Manager und Consultants sollten noch enger zusammen arbeiten, damit die beste Investment-Lösung gefunden werden kann. Dies, und nicht der Fokus auf ein Produkt oder eine Produktreihe, ist der Schlüssel für eine nachhaltige Beziehung zwischen Consultants und Asset Managern.

IPE Institutional Investment: 
Sie haben – nicht zuletzt durch Ihre Vergangenheit – auch stark die internationale Kenntnis der Märkte. Wo sehen Sie Deutschland beim Thema „Equity“ gegenüber anderen Ländern stehen – wie ist unsere Aktienkultur entwickelt?
Rox Hansen:
Der Aktienappetit der Deutschen wächst, sie sind aber noch weit von angelsächsischen Niveaus entfernt. Renten sind nach wie vor die größte Asset Klasse und daran wird sich auch auf absehbare Zeit nichts ändern. Im Hinblick auf Aktien wurde uns in diesem Jahr einmal mehr vor Augen geführt, dass es praktisch unmöglich ist, bei Aktien Market-Timing zu betreiben. Aktien sind ganz klar ein langfristiges Investment, und so managen Janus, Perkins und INTECH ihre Portfolios mit Weitblick.

IPE Institutional Investment:
Lassen Sie uns einen Blick auf 2010 werfen. Was sehen Sie für Trends auf uns zukommen?
Rox Hansen:
Nach dem Abschwung in 2008 und 2009 werden viele Investoren deutliche Veränderungen an ihrer langfristigen Asset Allokation vornehmen. Gleichzeitig ist jedoch auch in irgendeiner Form eine taktische Asset Allokation notwendig. Ungeachtet der Debatte um aktives und passives Management im vergangenen Jahr betrachten die Investoren aktives Management weiterhin als zentrales Instrument zur Verwaltung von Kundengeldern. Die Debatte entwickelt sich ständig weiter und es wird auch darüber diskutiert, ob unter den aktiven Investmentstilen fundamentale oder quantitative Methoden zu bevorzugen sind. Schließlich wird das Fiduciary Management auf steigendes Interesse treffen, ähnlich wie es in den Niederlanden zu beobachten war, die hier ja eine Vorläuferrolle übernommen haben. Dieser Trend wird über die nächsten Jahre anhalten.

IPE Institutional Investment:
Wie versucht sich Janus Capital dem zu stellen?
Rox Hansen:
Im Mittelpunkt steht die Partnerschaft mit den Kunden. Die Herausforderungen der Zukunft können wir nur durch die genaue Abstimmung von Kundenbedürfnissen mit unseren Kompetenzen meistern. Im Sinne der Partnerschaft mit unseren deutschen Kunden haben wir 2009 ein eigenes Büro in München eröffnet. Mit unserem Produktportfolio, das die Stile Growth, Value und mathematisch umfasst, sind wir gut aufgestellt, um verschiedenste Kundenbedürfnisse zu erfüllen. Betrachtet man die Länderallokation, haben wir uns bisher sehr auf US- und globale Strategien fokussiert. Wir werden jedoch unsere Produktlinie um regionale Schwerpunkte erweitern.

IPE Institutional Investment:
Herzlichen Dank für diese Einschätzungen.