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„Das KGV erstklassiger Aktien liegt derzeit bei 10, Cash liegt bei über 100“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Noel O'Halloran, CIO bei Kleinwort Benson Investors (KBI), über die Lage an den weltweiten Börsen und Handlungsempfehlungen für Anleger.

Noel O'Halloran

IPE Institutional Investment: Mr. O’Halloran, danke zunächst einmal, dass Sie uns in dieser mit Unsicherheit geprägten Phase für ein Interview zur Verfügung stehen. Das wichtigste vorab – bekommen wir tatsächlich einen Double Dip bei der Konjunktur?
O'Halloran: Ich sehe die Wahrscheinlichkeit, dass wir in so ein Szenario laufen bei unter 30%. Wir müssen in diesem Zusammenhang einen genaueren Blick auf die gelieferten Konjunkturzahlen werfen. Der ISM-Einkaufsmanagerindex, den viele Marktteilnehmer aktuell als Grundlage verwenden, um einen Rückfall in die Rezession zu erklären, ist in der ersten Jahreshälfte einfach zu heiß gelaufen. Gemessen an den damals vorgelegten Zahlen hätte die US-Wirtschaft mit rund 6% wachsen müssen. Dass es hier zu einer Abkühlung kommt war also zu erwarten.

IPE Institutional Investment: Das heißt für die Asset Allokation?
O'Halloran: Ich gebe Ihnen drei KGVs: Cash bei über 100, den aktuellen Bund bei rund 50-60 und erstklassige Aktien bei rund 10-12. Unter der Prämisse dass es zu keiner Rezession kommt, sollten sich Anleger im Klaren sein, wo sie aktuell Qualität zu einem vernünftigen Preis bekommen. Im Moment ist es noch immer die Angst der Marktteilnehmer, die hier den klaren Blick verhüllt.

IPE Institutional Investment: Dennoch kann sich die Phase der Angst oder Vorsicht noch länger hinziehen, wie kann ich mich als Investor dann verhalten?
O'Halloran: Fangen Sie auf der unteren Seite der Risikoskala an! Kaufen Sie Aktien mit einer Dividendenrendite von 4-5%. In diesem Rahmen bekommen Sie Weltunternehmen mit einer erstklassigen Managementqualität. Die Ausschüttungen liegen darüber hinaus weit über dem Bund-Niveau.

IPE Institutional Investment: …und sonst?
O'Halloran: Diversifizieren Sie! Man sollte sich nicht zu sehr auf einzelnen Sektoren fokussieren. Es gibt außerhalb der Financials eine ganze Reihe interessanter Bereiche, die einen genauen Blick verdienen. Banken sehe ich dagegen zumindest weiterhin als schwierig an.

IPE Institutional Investment: Wo sollte man sich dann positionieren?
O'Halloran: Viele Zykliker sind überverkauft, hier gibt es eine ganze Reihe interessanter Werte. Unabhängig davon sind Themen wie Umwelt und erneuerbare Energien ein gutes Beispiel für Sektoren, die unabhängig von zyklischem Wachstum dauerhafte Trends darstellen.

IPE Institutional Investment: Sind Emerging Markets weiterhin ein Thema?
O'Halloran: Unbedingt, hier findet das Wachstum der Zukunft statt. Bei den entwickelten Märkten ist es eher eine taktische Wette bzw. mehr eine Einschätzung der Währungsseite ob sie in Europa oder den USA investieren. Nur Japan würde ich aufgrund der überteuerten Währung eher komplett vermeiden.

IPE Institutional Investment: Zusammengefasst: wir stehen besser da als 2008?
O'Halloran: Definitiv. Solange der Bankensektor nicht zusammenbricht sehe ich sehr guten Chancen an den Aktienmärkten. Der Unternehmenssektor steht wesentlich besser da, als in vielen anderen Marktphasen. Gerade aus der Krise 2002 wurde viel gelernt, die Unternehmen verfügen über einen hohen Cash-Bestand und haben den Verschuldungsgrad deutlich zurück gefahren. Dies ermöglicht in schwächeren Phasen auch aktionärsfreundliche Dinge wie Rückkaufprogramme bzw. höhere Dividenden. Gerade für die entwickelten Märkte darf man sicher davon ausgehen, dass ein hohes Maß der künftigen Erträge aus den Ausschüttungen kommt.

IPE Institutional Investment: Noel O'Halloran, vielen Dank für diese klaren Einschätzungen.



Im Rahmen einer kleinen Serie spricht Frank Schnattinger, Chefredakteur von IPE Institutional Investment mit CIOs und Portfoliomanagern von Partnergesellschaften von max.xs über den aktuellen Status und die Aussichten verschiedener Märkte bzw. Assetklassen. In der nächsten Folge Ende September: Ein Gespräch mit Philippe Chaumel, General Partner Rothschild & Cie.