Foundation | Welcome

Menu


Consultants erörtern Effekte des Rekordtiefs der Bundesanleihen

Rekordtiefstände bei Renditen der deutschen Bundesanleihen haben sehr unterschiedliche Auswirkungen auf deutsche institutionelle Investoren, da sie sowohl das Vermögen, aber auch die Verpflichtungen ansteigen lassen, erläutern Beraterfirmen.

Je nach Stichprobe liegt der Anleihenanteil in den Portfolios deutscher Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) zwischen 85% und 60% und davon ist ein großer Teil in Euro-Bonds investiert (und davon wiederum viel in deutschen Bundesanleihen).

Seit Jahresbeginn ist die Rendite auf in Euro emittierten Anleihen signifikant gesunken. So haben etwa deutsche Bundesanleihen über die vergangenen sieben Monate 90 Basispunkte verloren. Das wiederum hat den Marktwert des durchschnittlichen Portfolios eines bAV-Versorgungsträgers erhöht, so Alfred Gohdes, Leiter des Actuarial Consulting bei Towers Watson Deutschland.

„Es gibt Effekte auf beiden Seiten der Bilanz da dieser Absturz auch zu einer Verringerung des Rechnungszinses um etwa 75 Basispunkte geführt hat“, erläutert sein Kollege Benedikt Kutschera, Leiter des Manager Selection Teams im Investment Consulting bei Towers Watson Deutschland. „Das wiederum hat die Verpflichtungen um etwa 10% ansteigen lassen – oder ganz grob gesagt um etwa 22 Mrd. Euro für die Unternehmen im DAX30.“

Gohdes und Kutschera sind sich einig, dass durch diesen steilen Anstieg bei den Verpflichtungen und dem erwarteten, eher moderaten Anstieg des Marktwertes der Vermögen ein Absinken des Deckungsgrades in den Versorgungswerken wahrscheinlich wird. Sie erwarten jedoch nicht, dass diese Entwicklung ein Anreiz für weitere Externalisierungen von Pensionsverpflichtungen sein wird, obwohl dieser Trend über längere Sicht in Deutschland anhalten wird.

Beide sehen einen eindeutigen Trend in Richtung Liability Driven Investment (LDI) – „aber es ist schwierig, das Timing richtig zu erwischen“, so Kutschera.

Das Niedrigzinsumfeld der letzten Jahre hat auch den Trend in Richtung mehr Diversifikation in den festverzinslichen Teilen der Portfolios verstärkt.

„Generell sehen wir diese breitere Diversifizierung im Anleihen-Segment. Nicht nur in Credits, sondern auch in Emerging Markets,” so Carl-Heinrich Kehr, Principal im Bereich Investment Consulting bei Mercer Deutschland. Er fügt hinzu: „Zusätzlich werden Immobilien als alternative Quelle für stetige Erträge gesucht."

Aber Kutschera betonte, dass trotz zunehmender Diversifikation dennoch „Staatsanleihen  - besonders aus dem Euro-Raum – und Investment-Grade Unternehmensanleihen immer die Hauptthemen in den Anleihen-Portfolien deutscher institutioneller Anleger bleiben werden, da viele von ihnen weiterhin risikoavers sind.

Dennoch sieht auch Towers Watson Interesse an Schwellenländer-Anleihen, vor allem weil sich das makroökonomische Gleichgewicht global verschoben hat.

„Zinsen sind in diesen Regionen auf einem attraktiven Niveau und eine Aufwertung der Lokalwährungen ist wahrscheinlich – das macht diese Anleihen zu interessanten Optionen“, erläutert Kutschera. Aber wie auch High-Yield Anleihen werden Schwellenländer-Bonds wohn nur ein Diversifikationsfaktor für ein Portfolio bleiben, mit einem derzeitigen Anteil von nur 1% der gesamten Anleiheninvestitionen.