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„Bei verschiedenen Rohstoffen wird es in den kommenden Jahren zu deutlichen Engpässen kommen“

Wenig Freude hatten Investoren zuletzt mit dem Rohstoffsektor. Ganz gleich ob Gold, Silber oder verschiedene Industriemetalle, es kam zu einer kräftigen Korrektur. Warum es aber nur eine Frage der Zeit ist, bis die Ampeln im Rohstoffsektor wieder auf grün stehen könnten und warum Lithium ein Rohstoff mit besonderem Potenzial ist, erklärte Tobias Tretter, CEO und CIO der Commodity Capital AG im Gespräch mit IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger.

Tobias Tretter

IPE Institutional Investment: Herr Tretter, eigentlich müsste die Zeit für Rohstoffinvestments perfekt sein: Eine stark gewachsene Geldmenge bei recht konstanter Gütermenge haben den Goldpreis beispielsweise lange angetrieben, nun scheint die Luft aus dem Markt zu sein?
Tretter: Ich gebe Ihnen völlig recht, aber der Markt handelt nach allem menschlichen Ermessen diesbezüglich nicht rational. Eine echte Risiko-Allokation findet angesichts der Marktzinsen ohnehin derzeit nicht statt.

IPE Institutional Investment: Wie meinen Sie dies konkret?
Tretter: Schauen Sie einmal auf das Renditeniveau der deutschen Staatsanleihen. Zwar hat Deutschland seit dem 2. Weltkrieg stets seine Zinsen pünktlich bezahlt, aber eine Rückführung der Schulden ist nie passiert, im Gegenteil. Würden die Langfristzinsen signifikant steigen, wäre auch Deutschland als Musterknabe in Europa der Pleite nahe. Dies wird vom Markt in keinster Weise eingepreist.

IPE Institutional Investment: Eine latente Angst, die sich beispielsweise auch in den deutlich gestiegenen Preisen im Immobilienmarkt, insbesondere bei Wohnimmobilien zeigt. Warum nicht bei Rohstoffen?
Tretter: Ich sehe hier verschiedene Zyklen der Investorennachfrage. Angesichts der Fundamentaldaten sehe ich es nur als Frage der Zeit an, bis wir hier wieder über deutlich steigende Kurse sprechen können. Die Frage ist eher, wann!

IPE Institutional Investment: Was sind auf der Nachfrageseite die wichtigsten Themen im Rohstoffmarkt?
Tretter: Es kommt auf den einzelnen Rohstoff an, aber die wichtigsten Themen sind sicher der grundsätzlich steigende Bedarf der Schwellenländer sowie das Thema Erneuerbare Energien. Hier wird es in den kommenden Jahren zu zum Teil dramatischen Engpässen kommen. Entsprechend werden sich Preisanpassungen nach oben ergeben.

IPE Institutional Investment: In wie weit kann dies durch Angebotsanpassungen verhindert werden?
Tretter: Kaum, da wir beispielsweise bei vielen Metallen eher über einen Rückgang des Angebots in den kommenden Jahren sprechen müssen. Kupfer ist so ein Beispiel. Der Engpass ist bereits jetzt absehbar, allerdings wird es Jahre dauern, bis es in der Industrie zu einer Ausweitung der Produktion kommen kann.

IPE Institutional Investment: Das heißt für Investoren, dass auf der fundamentalen Seite wenig gegen Rohstoffe spricht?
Tretter: Meines Erachtens ja. Es sind derzeit klar die psychologischen Faktoren, welche die Kurse beeinflussen. Auch im Rohstoffsektor ist sicher nicht alles Gold was glänzt, aber die Aussichten per se sind ausgezeichnet. Wie in anderen Assetklassen ist auch hier Stockpicking und eine tiefgreifende Fundamentalanalyse das Gebot der Stunde.

IPE Institutional Investment: Wie wichtig sind bei der Fundamentalanalyse persönliche Vor-Ort-Termine in den Abbaugebieten?
Tretter: Sie sind von größter Bedeutung, da Ihnen hier als Fondsmanager erst klar wird, was abseits der Power-Point-Präsentation der Gesellschaften vor Ort passiert. Im Extremfall können beispielsweise Streitereien in den Abbaugebieten mit der Bevölkerung das Ergebnis verhageln. Dieses Risiko können Sie nur vor Ort evaluieren.

IPE Institutional Investment: Sie managen unter anderem den Commodity Capital Global Mining Fund, wie ist dieser aktuell in den verschiedenen Rohstoffen gewichtet?
Tretter: Gold spielt derzeit mit etwas über 50% im Portfolio eine sehr wichtige Rolle. Hier sehen wir trotz des zuletzt rückläufigen Goldpreises deutliches Potenzial im Minensektor, der zum einen sehr stark korrigiert hat und zudem über die letzten Jahre die Margen deutlich ausweiten konnte. Die zweite wichtige Position im Portfolio liegt im Silber mit gut 30% Allokation.

IPE Institutional Investment: Lithium ist ein anderer Rohstoff, dem Sie besonderes Potenzial bescheinigen…
Tretter: Das ist richtig! Lithium ist zwar ein Rohstoff, der in ausreichender Weise weltweit vorhanden ist, dessen Produktion aber aus verschiedenen Gründen nicht so schnell ausweitet werden kann. Auf der anderen Seite sorgen Themen wie das E-Bike in China oder aber die gute Nutzbarkeit als Stromzwischenspeicher für eine jährliche Steigerungsrate bei der Nachfrage von rund 20% für Druck auf den Preis nach oben! Ein Zeichen für die absehbare Knappheit ist die Positionierung der chinesischen Regierung und verschiedener Automobilhersteller im Lithium-Markt.

IPE Institutional Investment: Warum investieren Sie dann nicht direkt in den Rohstoff, sondern in die Produzenten?
Tretter: Wir würden gerne direkt Lithium kaufen, haben dabei allerdings ein großes Problem. Lithium ist nur unter schwierigen Bedingungen lagerfähig, das ist reinster Form nicht löschbar ist. Insofern scheidet beispielsweise auch ein physisch hinterlegtes ETF als Investmentmöglichkeit aus. Da Lithium auch nicht als Future handelbar ist, bleibt uns für diesen interessanten Markt nur der Zugang über die Produzenten.

IPE Institutional Investment: Herr Tretter, danke für diese klaren Einschätzungen.


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