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„2008 wird mehr denn je ein Jahr für Stock Picker“

Seit gut einem Jahr ist ING Investment Management mit Matthias Schellenberg an der Spitze am deutschen Markt aktiv. Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit ihm über die aktuelle Krise am Markt und insteressante Produkte und Strategien für 2008.

Institutional Investment: Herr Schellenberg, Sie sind mit ING Investment Management nun mittlerweile gut ein Jahr am Markt aktiv. Wie ist Ihr Fazit zum Jahr 2007?
Schellenberg: Ich bin mit unserem Start hier am Markt sehr zufrieden. Es ist uns in diesem Zeitraum gelungen, ING Investment Management als breit diversifizierter, global tätiger Asset Manager hier am deutschen Markt entsprechend zu positionieren.

Institutional Investment: Sehen Sie für 2008 bestimmte Kundengruppen im Fokus?
Schellenberg: Grundsätzlich wollen wir die Marktbreite, also Retail, Wholesale und institutionelles Geschäft abdecken. Als Neustarter macht es grundsätzlich aber sicher Sinn, zunächst auf Bereiche wie Dachfonds zu setzen um entsprechende Assets zu generieren. Im institutionellen Bereich hilft uns zudem die globale Wahrnehmung als institutionell etabliertes Haus. Hier bin ich auch sehr froh, dass es uns 2007 bereits gelungen ist, erste Erfolge in Deutschland zu verzeichnen. Es macht das Folgegeschäft einfacher, weil sie auch glaubhaft zeigen können, mit den deutschen Reportinganforderungen und Gepflogenheiten wie der Trennung von KAG und Depotbank gut umgehen zu können.

Institutional Investment: Sie sind als Asset Manager stark im Fixed Income-Bereich vertreten. Hilft Ihnen die derzeitige Vertrauenskrise an den Aktienmärkten?
Schellenberg: Eine Krise ist zunächst einmal immer unerfreulich. In der Tat zeigt sich aber gerade im Fixed Income-Bereich, dass bei Themen wie beispielsweise High Yield nun wieder sehr attraktives Rendite/Risiko-Verhältnis besteht. Im vergangenen Jahr schien Risiko hier kaum mehr einen Preis zu haben.

Institutional Investment: Eines Ihrer interessanten Produkte auf der Fixed Income-Seite sind sicherlich Senior-Bank-Loans. Was steht genau dahinter, wo passen SBLs ins Fixed Income-Raster?
Schellenberg: Es drängt sich natürlich der Vergleich zum Corporate Bond-Sektor auf. Es gibt allerdings zwei wesentliche Unterschiede. Zum einen ist die Besicherung deutlich höher, üblicherweise über die Assets des betreffenden Unternehmens. Die Ausfallraten liegen deutlich unter denen von Corporate Bonds. Der andere wesentliche Unterschied betrifft das Pricing bzw. die Preisbewegung von Senior Bank Loans. Sie werden üblicherweise variabel gepriced gegenüber einem bestimmten Referenzzins, üblicherweise LIBOR oder EURIBOR. So können in Zeiten wie aktuell höhere Sätze vereinbart werden. Das schützt zu einem großen Teil auch das Kursniveau.

Institutional Investment: Wo sehen Sie das Thema Emerging Markets, gerade in anbetracht der derzeitigen Finanzkrise?
Schellenberg: Man sieht deutlich, dass die Robustheit dieser Märkte zugenommen hat. Es haben sich gerade in Asien  sehr stabile Volkswirtschaften entwickelt, die mit starken Währungsreserven und Handelsbilanzüberschüssen aufwarten können. Sicher stehen auch Engagments in Emerging Markets derzeit unter besonderer Beobachtung der Investoren, langfristig ist bzw. bleibt es mit Sicherheit ein sehr wichtiger Portfoliobaustein.

Institutional Investment: Nun ist das derzeitige Börsenumfeld alles andere als ruhig. Was wird das Jahr 2008 auszeichnen?
Schellenberg: Es wir definitiv mehr denn je ein Jahr für Stock Picker. Der Trend dürfte dabei weg vom blanken Beta des Marktes gehen. Der Anleger sucht nach asymetrischen Chance / Risikoprofilen. Der institutionelle Anleger kann hier über geeignete strategische Asset Allokation und Overlay-Management zum Ziel kommen. Dem Privatanleger bieten sich hier Lösungen mit vermögensverwaltendem Charakter und Wertsicherungskonzepten. Diese bieten langfristig höhere Erträge durch Aktienmarktinvestments und gleichzeitig Schutz vor Verlusten.

Institutional Investment: Wodurch unterscheidet sich die gegenwärtige Situation von anderen Krisen?
Schellenberg: Wir leben in einer Kommunikationsgesellschaft. Schlechte Nachrichten werden den Menschen per Internet und Medien direkt ins Wohnzimmer geliefert. Insofern besteht jetzt ein weitaus größeres Risiko, dass es zu einer negativen psychologischen Kettenreaktion kommt. Außerdem hat sich die Wirkung bestimmter Ereignisse infolge der gewachsenen Bedeutung von Hedgefonds und anderen kurzfristig ausgerichteten Fonds verstärkt. Daher besteht ein größeres Risiko, dass die Ängste der Märkte – sozusagen als „self-fulfilling prophecy“ – wahr werden.

Institutional Investment: Was erwartet die Märkte in den kommenden Monaten?
Schellenberg: Es ist noch zu früh, um die Fondsentwicklung für 2008 vorherzusagen, doch die Volatilität auf den Kredit- und Aktienmärkten wird wohl anhalten. Welche Chancen sich im Einzelnen ergeben werden, hängt entscheidend vom Verlauf des gegenwärtigen Szenarios ab. Zwar haben die großen Finanzinstitute ihre Subprime-Engagements bereits überwiegend abgeschrieben, es ist jedoch weiterhin mit Hiobsbotschaften insbesondere kleinerer Akteure zu rechnen, die ihre Fehlschläge bisher noch nicht offen gelegt haben. Die zögerliche und lückenhafte Berichterstattung seit Beginn der Kreditkrise hat eine Vertrauenskrise ausgelöst. Es wird also es eine Weile dauern, bis sich das angeschlagene Vertrauen der Anlegerschaft wieder einigermaßen erholt hat.

Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.