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„Vom Risiko/Return-Profil ist 130/30 die beste Variante“

130/30-Strategien werden auch im institutionellen Markt in Deutschland immer beliebter. Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Wolfgang Hötzendorfer, Chief Investment Officer bei State Street Global Advisors (SSgA) in München über den Trend und Vorteile der Strategien.

Institutional Investment: Herr Hötzendorfer, 130/30 Strategien sind Hedgefonds light! Was sagen Sie zur mittlerweile weit verbreitenden Einordnung?
Hötzendorfer: Lassen Sie mich zur besseren Einordnung zunächst einmal erläutern, wie wir bei uns im Haus das Konzept angelegt haben. Wir setzen hierbei auf unseren bestehenden quantitativen Selektionsprozess auf. Nun ist es ja so, dass die jeweils 20% besten bzw. schlechtesten Aktien das größte Potenzial haben, die einen nach oben, die anderen nach unten. Bisher konnten wir das Potenzial für eine Outperformance der Schlechtesten nur in dem Sinne nutzen, dass wir sie stark untergewichtet haben. Nun können wir diese Titel in Höhe von 30% des Portfolios auch short gehen. Auf der anderen Seitehaben wir nun noch die Möglichkeit, die gleiche Exposure long zu gehen. Diese long/short-Strategie ist aber auch die einzige Gemeinsamkeit mit Hedgefonds, ansonsten sehe ich hier keine Vergleichbarkeit.

Institutional Investment: Wie setzen Sie die long/short-Strategie im Fonds konkret um?
Hötzendorfer: Auch mit UCITSIII ist dies in der Tat bei Publikumsfonds noch nicht so einfach möglich. Wir binden den long/short-Basket über einen Total Return Equity Swap in den Fonds mit ein. Andere derivative Produkte sind dabei nicht erforderlich.

Institutional Investment: 130/30 vs. 150/50 – am Markt finden sich ja mittlerweile die unterschiedlichsten Konzepte. Warum gerade die erste Variante?
Hötzendorfer: Um die optimale Relation zu finden, wir haben lange gerechnet, analysiert und getüftelt. Vom Risiko/Return-Profil ist 130/30 ganz klar die beste Variante.

Institutional Investment: Woher kommt die aktuell stark steigende Akzeptanz für solche Modelle im Markt? Liegt es an der Erfahrung der Investoren oder auch an der Marktlage?
Hötzendorfer: Es liegt sicher an beiden Faktoren. Einerseits steigen die Titel an den Märkten nicht mehr völlig undifferenziert. In der volatilen Phase wird sehr wohl zwischen guten und schlechten Aktien unterschieden, was für eine 130/30-Strategie natürlich optimal ist. Auf der anderen Seite nutzen institutionelle Investoren nun auch ganz grundsätzlich stärker die gegebenen Möglichkeiten, solche long/short-Strategien mit ins Portfolio einzubinden.

Institutional Investment: Bringen uns 130/30 Strategien in Deutschland auf dem Weg zu einer Hedgefonds-Kultur weiter?
Hötzendorfer: Hedgefonds werden in Deutschland tatsächlich nur sehr zögerlich akzeptiert. Man braucht sich nur einmal die Hedgefonds-Quoten in den institutionellen Portfolios anzusehen. Insofern glaube ich nicht, dass allein 130/30 Strategien den Weg zu einer höheren Hedgefondsquote ebnen. Das ist nochmals eine völlig andere Dimension.

Institutional Investment: Lassen Sie uns über die Modellierung sprechen - wie sieht typischerweise Ihr Portfolio aus?
Hötzendorfer: Im Rahmen unseres globalen Fonds sprechen wir von rund 400 Titeln, darüber hinaus befinden sich jeweils 75 bis 100 Titel im long/short-Basket.

Institutional Investment: Herr Hötzendorfer, besten Dank für diese Einblicke.


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Zur Person:
Wolfgang Hötzendorfer ist Geschäftsführer der State Street Global Advisors GmbH. Er ist zugleich Chief Investment Officer und wechselte 1998 zu SSgA. Er ist seit 1985 im Asset Management Geschäft. Vor SSgA war er in verschiedenen Positionen im Asset Management bei der Bayerischen Vereinsbank tätig und leitete dort zum Schluss das Team für das Management der strategischen Eigenhandelsposition sowie die Gruppe für Strukturierte Produkte. Nach seinem Studium war er zunächst bei der Frankona Rückversicherung im Portfolio Management beschäftigt. Er ist diplomierter Volkswirt (LMU München).