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Umfrage: Asset Manager stecken mehr Ressourcen in ESG - konkrete Ziele aber fehlen

Nur 17% der Befragten verfolgen laut einer Umfrage von Russell Investments unter mehr als 400 Vermögensverwaltern konkrete Ziele zur Verbesserung des ESG-Profils und der CO2-Bilanz bei Anlagestrategien außerhalb des ESG-Angebots

Bettina May

Immer mehr Vermögensverwalter integrieren ESG in ihre Anlageprozesse und haben entsprechende Ressourcen ausgebaut, so das Ergebnis einer von Russell Investments durchgeführten Umfrage unter 400 Vermögensverwaltern weltweit. Die mittlerweile sechste jährliche ESG-Manager-Umfrage hat Vermögensverwalter aus den Bereichen Aktien, Anleihen, Real Assets und Private Markets zu deren Einschätzungen und zur Integration von ESG in den Anlageprozess befragt.

Die vom Manager-Research-Team von Russell Investments durchgeführte Erhebung zeigt, dass 78% der Manager (+ 5% ggü. Vorjahr) ESG quantitativ oder qualitativ in den Anlageprozess einfließen lassen. Fortschritte waren dabei in nahezu allen Regionen zu verzeichnen. Vor allem kontinentaleuropäische Asset Manager konnten ihre Führungsrolle bei der ESG-Integration festigen. 97% von ihnen gaben an, ESG-Faktoren in den Anlageprozess einfließen zu lassen, gefolgt von Australien und Neuseeland (93%). Kanada, die USA und Großbritannien verzeichneten das stärkste Wachstum im Vergleich zur letztjährigen Umfrage.

Der Vorsprung zwischen Kontinentaleuropa und anderen Regionen spiegelt sich auch in den personellen Ressourcen wider. 90 % der kontinentaleuropäischen Asset Manager (+22 % ggü. Vorjahr) beschäftigen Experten, die sich nahezu ausschließlich mit ESG-Themen befassen. In Japan, der Nummer zwei im Länder-/Regionenvergleich, sind es 67% der Asset Manager. Schlusslichter sind Kanada und die USA, wo nur 26% bzw. 36% der Asset Manager Experten mit Fokus auf ESG beschäftigen.

Governance ist nach wie vor der wichtigste ESG-Aspekt. Für 82% der Befragten hat dieser Faktor den größten Einfluss auf die Investitionsentscheidungen, was den Effekt einer guten Unternehmensführung auf den langfristigen Unternehmenswert unterstreicht. Umweltaspekte werden jedoch wichtiger – vor allem in Europa. Hier hat sich der Anteil der Manager, für die dieser ESG-Faktor am wichtigsten ist, gegenüber 2019 auf knapp 25% mehr als verdoppelt. In den USA und Kanada wächst zwar auch die Zahl der Asset Manager, für die Umweltaspekte am wichtigsten sind. Hier sind es aber nur 13% bzw. 14% der Vermögensverwalter, für die dieser ESG-Faktor dominiert.

Als Quelle für ESG-Informationen nannten die Befragten Engagement bzw. den Dialog mit Emittenten. Bemerkenswert ist, dass proaktives Engagement bei Anleihe-Managern besonders an Bedeutung gewonnen hat. 92% von ihnen gaben an, dass sie regelmäßig mit den Unternehmen, in die sie investieren, zu ESG-Themen in Kontakt stehen. Eine wachsende Zahl von Bond-Managern berichtet, dass sie so einen besseren Einblick erhalten, die Transparenz verbessern und Geschäftspraktiken beeinflussen können. Immer mehr Asset Manager nutzen zudem mehrere externe ESG-Datenlieferanten.

Trotz aller Fortschritte und der Tatsache, dass vor allem große Asset Manager durch die ESG-Integration überproportional Anlagevolumen gewinnen, scheint es noch keinen Konsens zu geben, in welchem Umfang ESG integriert werden sollte. Luft nach oben gibt es demnach auch im Bereich Reporting. Zudem nutzen nur 22% der Befragten ESG- oder Klima-Daten außerhalb des ESG-Produktangebots zur Leistungsbeurteilung ihrer Portfoliomanager und Analysten. Dies lässt darauf schließen, dass ESG-Faktoren im Allgemeinen noch nicht als Renditetreiber angesehen werden. Die Dynamik bei der ESG-Integration scheint daher mehr von der Nachfrageseite und von Risiko-Management-Überlegungen getrieben zu sein. Die weiter fortschreitende Regulation unter anderem zur Berichterstattung sollte jedoch zu mehr Transparenz und Klarheit führen und das Risiko des „Green Washing“ reduzieren. Auch haben nur 17% der Befragten konkrete Ziele zur Verbesserung von ESG-Profilen und der CO2-Bilanzen bei traditionellen Portfolios formuliert.

„Die aktuelle ESG-Umfrage zeigt, dass Asset-Manager die ESG-Integration auch im aktuell herausfordernden Umfeld vorantreiben“, so Yoshie Phillips, Director of Investment Research – Global Fixed Income bei Russell Investments. „Auffallend sind Verbesserungen bei ESG-Informationen, mehr Ressourcen, eine intensivere Integration in den Anlageprozess und bessere Regulationsstandards. Während Governance nach wie vor der dominierende Faktor im Anlageprozess ist, weitet sich die Perspektive auf alle drei ESG-Bereiche aus. Insbesondere in Europa ist der Umweltfaktor bei vielen Asset Managern zum wichtigsten ESG-Teilaspekt geworden. Gleichzeitig geben die Vermögensverwalter an, dass sie eine größere Klarheit über den Mehrwert der ESG-Integration anstreben“.

„ESG ist nicht länger ein Extra-Feature, sondern ein zentraler Faktor, den Vermögensverwalter in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen müssen“, ergänzt Bettina May, Head of Distribution für Deutschland und Österreich bei Russell Investments. „Es zeigt sich, dass sich die Investmentbranche in die richtige Richtung bewegt, wobei die Unterstützung für Nachhaltigkeitsinitiativen und Verbesserungen der Berichterstattung künftig wichtige Schritte auf diesem Weg sein werden. Gleichzeitig gibt es in bestimmten Regionen nach wie vor Raum für Verbesserungen. Der Weg dorthin ist klar vorgezeichnet. Vermögensverwalter, die keine Fortschritte machen, werden zurückbleiben“.