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Rürup will 60/40-Split bei Pensionen

Das deutsche Pensionssystem sollte darauf abzielen 60% des Pensionseinkommens vom Staat und 40% aus privater Vorsorge auszuzahlen, hielt der Pensionsexperte Bernd Rürup bei der diesjährigen Handelsblatt-Tagung in Berlin fest.

Rürup strich die Pensionsreformen der vergangenen Jahre in Deutschland positiv hervor und stellte fest, dass „die Beitragsziele langfristig gehalten werden können und das gesetzliche Rentensystem nachhaltig finanziert sei”. Er betonte zudem, dass die Rente mit 67 zwar unbeliebt sei, aber „wesentlich zur Beitragsstabilisierung beitrage“. 

Allerdings biete das neue System nur mehr eine Basisrente vom Staat und deshalb müsse „der Anteil der kapitalgedeckten Renten“ erhöht werden, so Rürup. „Wenn diese als Förderungsinstrumente genutzt werden, wird die Gesamtversorgung sogar höher sein als früher“, stellte er fest. Er widersprach Kritikern, die meinten, dass man im Lichte all der staatlichen Förderungen gleich bei einer reinen staatlichen Rente bleiben hätte können. Rürup rechnete vor, dass die Summe aller Förderungen wesentlich geringer sei, als die langfristige Finanzierung des Rentensystems.

Er räumte ein, dass etliche Anlageklassen in der derzeitigen Krise schlecht abgeschnitten haben, insgesamt habe das deutsche System jedoch einen hohen Sicherheitsstandard.

Bei der Konferenz betonten Unternehmervertreter und Vereine betrieblicher Altersvorsorgeeinrichtungen erneut ihre Ablehnung für die Anwendung des europäischen Versicherungsstandards Solvency II auf den Altersvorsorgebereich.  Peter Schwark, Mitglied der Geschäftsführung des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), meinte jedoch Solvency II würde für die Unternehmen bedeuten, dass sie statt pauschaler Rückstellungen risikobasiert ihren Eigenkapitalbedarf steuern könnten.

„Es geht nicht um Wettbewerb, sondern um Sicherheit und Vertrauen in das Pensionssystem“, sagte er. Bei der Konferenz kam auch das neue Mitarbeiterbeteiligungsgesetz zur Sprache, das seit 1. April in Kraft ist und eigene Mitarbeiterbeteiligungsfonds als neue geförderte Sparform eingeführt hat.

Unternehmensvertreter Alexander Gunkel betonte jedoch, dass er in dieser Bestimmung keine Gefahr von negativen Auswirkungen auf die betriebliche Altersvorsorge befürchtet, auch wenn die Förderung der neuen Fonds teilweise besser ist als die von Altersvorsorgemodellen. Allerdings sei „die Umsetzung in den Unternehmen sehr schwierig und nur für große Unternehmen attraktiv“, weshalb der negative Einfluss auf die betriebliche Altersvorsorge „begrenzt“ sein werde.

Unterdessen veröffentlichte Watson Wyatt Heissmann neuerlich eine Studie zu deutschen Pensionssystemen von 250 Unternehmen.  Das Beratungsunternehmen stellte fest, dass die betriebliche Altersvorsorge mittlerweile als integrativer Bestandteil der Mitarbeitervergütung angesehen werde. Weiterhin würden Mitarbeiter immer mehr dazu angeregt, selbst Beiträge zu leisten und jeder siebte Arbeitgeber erhöht seinen Beitrag, wenn ein Mitarbeiter selbst einzahlt. In über sieben Prozent der Pensionspläne sind Mitarbeiterbeiträge sogar verpflichtend.