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Neue „digitale Rentenauskunft” in Deutschland „bemerkenswerter Erfolg”

Bei einer Veranstaltung in Wien berichtet der Ökonom Holger Bonin unter anderem über Entwicklungen im deutschen Rentensystem.

Als ehemaliger Forschungsdirektor des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn wurde Bonin im Juli 2023 zum wissenschaftlichen Direktor am Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien bestellt.

Eine der positiven Neuerungen, die Bonin erwähnte, sei das neue Online-Portal „Rentenübersicht.de”, das im Dezember 2022 in die Pilotphase gegangen ist: „Dass es gelungen ist, in ziemlich kurzer Zeit ein derart komplexes Informationssystem, in das sehr unterschiedliche Akteure und Vorsorgeprodukte einbezogen werden müssen, überhaupt auf die Beine zu stellen, und dass es in der Pilotphase offenbar ohne größere Schwierigkeiten funktioniert, halte ich – gerade im schlecht digitalisierten Deutschland – für einen bemerkenswerten Erfolg.”

Per Gesetzesbeschluss 18. Februar 2021 war die „digitale Rentenübersicht” in Kraft getreten. Gleichzeitig nahm die neu geschaffene Zentrale Stelle für die Digitale Rentenübersicht (ZfDR) die Arbeit auf.

Mit Dezember 2023 soll das Projekt in den Regelbetrieb übergehen. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen sich hier über ihre persönlichen Altersvorsorgeansprüche aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Alterssicherung informieren können.

Das Interesse in der Pilotphase war groß, viele Menschen haben sich bereits registriert. Allerdings sieht Bonin eine entscheidende Hürde, wie er auf Nachfrage von IPE D.A.CH betonte: „Ein gravierendes praktisches Problem ist der Zugang über den e-Personalausweis. Den gibt es zwar schon seit etlichen Jahren aber nur eine kleine Minderheit der BürgerInnen besitzt ihn, weil es bislang so gut wie keine Einsatzmöglichkeiten dafür gibt.“

Bonin erwartet nun einen „Run” auf diese Ausweise, die den „Flaschenhals” des Systems darstellen.

In der digitalen Rentenübersicht nicht abgebildet sind übrigens Beamte, Richter und Versicherte eines Berufsständischen Versorgungswerks.

Skeptik gegenüber Flexibilisierung und Riester-Rente
Bei der Diskussionsveranstaltung zeigte sich Bonin skeptisch gegenüber einigen Vorstößen für das Rentensystem, wie etwa die mögliche Flexibilisierung des Rentenantritts: „Die, die es sich leisten können, wählen Abschläge aber geringer qualifizierte müssen weiterarbeiten.”

Die FDP hatte sich bei ihrem Flexibilisierungs-Vorstoß Anfang September auf das Schwedische Modell gestützt. Dort entscheiden Personen selbst, wann sie in Renten gehen, je später, desto höher die Zahlungen. Wer früher aussteigt, bekommt weniger.

Der Ökonom betonte es wäre „viel wichtiger, darüber nachzudenken, ob geringer Qualifizierte es schaffen, einem steigenden Rentenalter nachzujagen”, etwa durch Re-Training und Gesundheitsförderung.

Im Zusammenhang mit breit aufgestellten Zusatzrentenmodellen fand Bonin harte Worte für die sogenannte „Riester-Rente”. Diese habe „nicht geholfen die Rentenlücke zu schließen.” Das Modell habe viel Förderung vom Staat gebraucht und viel sei „bei den Banken hängen geblieben.”

Das Niedrigzinsumfeld hatte die Riester-Rente weniger attraktiv werden lassen, bei weiter relativ hohen Kosten. Eine Expertengruppe unter Leitung des Finanzministeriums hat nun im Juli Vorschläge zur Reform der privaten Altersvorsorge in Deutschland vorgebracht. Unter anderem wird angedacht, die 100%ige Kapitalgarantie der Riester-Rente zu senken, um Kosten einzusparen.

Die Vorschläge liegen nun dem Kabinett vor. Der Leiter der Expertengruppe, Staatssekretär Florian Toncar, sprach im Somme von einem möglichen Start der Neuerungen mit 2025.