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„Luxemburger Lösungen sind für deutsche institutionelle Immobilieninvestoren kaum interessant“

Rund ein Jahr nach Inkrafttreten des KAGB sprach IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger mit Michael Schneider, Geschäftsführer bei der IntReal International Real Estate Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH, über die aktuellen Trends in der Administration von illiquiden Assets.

Michael Schneider

IPE Institutional Investment: Herr Schneider, wie sieht Ihre Bestandsaufnahme nach einem Jahr KAGB aus?
Schneider: Man muss sich zunächst einmal noch vor Augen führen, dass das KAGB zur Einführung nicht gerade mit Vorschusslorbeeren überschüttet worden ist. Eine entsprechend niedrige Erwartungshaltung ist im positiven Sinne durchaus erfüllt worden, obgleich wir natürlich durch die jeweiligen Umsetzungen der AIFM-Richtlinie in den europäischen Ländern noch immer ein ganzes Stück von einer einheitlichen Lösung entfernt sind und diese aufgrund der unterschiedlichen nationalen Interessen vielleicht nie ganz erreichen werden.

IPE Institutional Investment: Wo sehen Sie konkrete Vorteile als „deutscher“ Anbieter?
Schneider: Durch die einheitliche Regulierung von Immobilien-Investmentprodukten, die nun auch die früheren geschlossen Fonds mit einbezieht, kann unser Haus nun eine größere Bandbreite an Produkten anbieten. Dadurch können wir unter anderem auch mit den geschlossenen Fondsprodukten aus Luxemburg gleichziehen.

IPE Institutional Investment: Wie würden Sie dann insgesamt das Verhältnis der konkurrierenden Lösungen aus Deutschland und Luxemburg beschreiben?
Schneider: Die Luxemburger und deutschen Investmentstrukturen haben jeweils ihre Daseinsberechtigung. Ich würde mich aber freuen, wenn wir unsere Lösungen auch stärker im Ausland positionieren können. Hier sind wir aber beileibe noch nicht am Ziel, internationalen Investoren, die im deutschen Markt investieren, auch als Mittel der Wahl eine Investment-KG nach deutschem Recht schmackhaft zu machen. Da ist die Luxemburger Variante als etabliertes Vehikel noch deutlich präsenter. Wohingegen für deutsche Investoren der offene Spezial-AIF auch aufgrund weiterer gesetzlicher Vorschriften, wie das VAG bei Versicherungen, immer noch das beliebteste Anlagevehikel ist. So gesehen sind Luxemburger Lösungen für deutsche institutionelle Immobilieninvestoren kaum interessant.

IPE Institutional Investment: …aber bei alternative Investments im weiteren Sinne?
Schneider: In Richtung Private Equity oder aber spezifisch bei Investments im Bereich erneuerbare Energien ist das Luxemburger Gesetz durchaus noch flexibler, insofern ist der Sachverhalt hier noch etwas anders gelagert. Es werden sich mittelfristig beide „Systeme“ im Markt halten.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie das Thema „Service-KVG“ in der Spur?
Schneider: Ich denke das Modell ist inzwischen fest im Markt verankert, mittlerweile wird laut der aktuellen BVI-Zahlen fast jeder zehnte Euro bei offenen Spezial-AIF nicht mehr ganzheitlich in einem Haus betreut, Tendenz klar steigend.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie die Anbieterentwicklung mit Blick auf den KVG-Status?
Schneider: Die Entwicklung ist bei weitem nicht so schnell gelaufen wie ursprünglich erwartet wurde, zumindest mit dem Fokus Immobilien. Es sind durchaus einige Namen die mittlerweile merken, dass Kosten und Erträge hier in keinem Verhältnis stehen. Entsprechend führen wir als IntReal bereits Gespräche mit verschiedenen Häusern, die an ein Outsourcing der administrativen Aufgaben an eine externe KVG denken. Aus unseren Marktbeobachtungen kann man klar ableiten: Der Schritt einer KAG zur KVG ist unkomplizierter, als der von der unregulierten geschlossenen Fondswelt zur KVG. Die früheren KAGen mussten für ihre Lizenzierung nicht allzu viel anpassen, das fällt neuen Anbietern häufig schwerer.

IPE Institutional Investment: Gibt es also eine große Marktbereinigung die uns bevorsteht?
Schneider: Mittelfristig möglicherweise, allerdings ganz sicher nicht mit einem großen Donnerschlag sondern eher schleichend über die Jahre.

IPE Institutional Investment: Zum Ende ein kurzer Ausblick – ist ein Ende der Regulierungswut absehbar?
Schneider: Ich sehe hier noch kein Ende. Es wird zwar von „mehr Augenmaß“ gesprochen, das heißt derzeit allerdings nur, dass man versucht, nicht alles abzuwürgen. Eine Trendwende oder gar eine Phase der Deregulierung wie wir es früher mitunter gesehen haben, ist allerdings definitiv nicht erkennbar. Der Spezialist für die Administration wird also weiterhin gefragt sein.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.