Wasser ist für Unternehmen damit kein künftiges Risiko, sondern ein reales Problem der Gegenwart. Sauberes Wasser ist nicht nur für die Gesundheit und die Ernährung der Menschen eine essenzielle Ressource, sondern unabhängig von der Branche ein wichtiger Produktionsfaktor. Damit werden nicht nur Rohstoffe, Waren oder Dienstleistungen importiert, sondern auch in erheblichem Umfang die damit verbundenen Wasserrisiken. In den einzelnen Sektoren treten sie in unterschiedlichen Phasen und Intensitäten auf. In der Bekleidungsindustrie ist z.B. der Baumwollanbau der wasserintensivste Teil der Wertschöpfungskette, während in der Chemieindustrie die größten Risiken aus der Wasserverschmutzung in der Produktion oder der Rohstoffgewinnung liegen.
Ein wesentlicher Anbieter synthetischer Chemikalien ist China. Über 45.000 verschiedene Arten liefern chinesische Chemieunternehmen in die globalen Wertschöpfungsketten. Gleichzeitig herrscht in Chinas Wasserhaushalt „Alarmstufe Rot“. 70% der chinesischen Flüsse und Seen gelten nach Angaben der chinesischen Behörden als verschmutzt, 90% der Wassereinzugsgebiete als kontaminiert, und 60% der überwachten Grundwasserstationen haben eine z. T. sehr schlechte Wasserqualität. Hauptursache für die bedrohliche Verschmutzung sind für das chinesische Ministerium für Umwelt und Ressourcen ungefilterte Industrieabwässer, die in die Umwelt gelangen. Nach wie vor, so Schätzungen unabhängiger NGOs, gelangen 80% aller Abwässer aus Industrie und Gemeinden direkt in die chinesischen Gewässer. Dürren und fortschreitende Wüstenbildung verschärfen das Problem.
In zunehmendem Maße erlassen die Länder härtere Umweltvorschriften. Das bedeutet für die Unternehmen dort im günstigsten Fall stark steigende Produktionskosten, im schlimmsten Fall die Schließung der Produktion. Preiseffekte, die sich dann auch bei Abnehmern in wasserreichen Regionen widerspiegeln werden. Umwelteffekte, wie z.B. Dürren, werden Engpässe vergrößern. Wasser ist für jedes Produkt ein wichtiger Bestandteil der Herstellung. Wird es knapp, verteuert sich die Ressource und damit auch das Endprodukt.
Viele Unternehmen sind sich dieses versteckten Wasserrisikos bisher nicht bewusst. Sie sind besonders anfällig, wenn es zu Engpässen oder Problemen kommt. Unabhängige Schätzungen gehen davon aus, dass Unternehmen in den etablierten Nationen in Extremfällen Milliardenausfälle durch Wasserrisiken drohen. Mit Auswirkungen auf die Kapitalmärkte und Investoren. Branchen- und unternehmensbezogene Wasserrisiken können von Anlegern auf verschiedenen Ebenen adressiert werden: als Geschäftsrisiko (Ausfallwahrscheinlichkeit) oder Wertminderungsrisiko einerseits bzw. als Investitionschance oder neues Geschäftsmodell andererseits.
Wasser ist sowohl als Risiko als auch als Chance greifbarer als beispielsweise der Klimawandel. Eine wachsende Weltbevölkerung, anhaltende Urbanisierung, Wirtschaftswachstum und sich ändernde Konsumentenmuster führen zwangsläufig zu einem weiter ansteigenden Wasserbedarf. Folglich werden sich sowohl die Risiken als auch die Chancen in Verbindung mit Wasser immer stärker auswirken, auch auf den Kapitalmärkten.
Mit nachprüfbar nachhaltigen Fonds, die das Mega-Thema Wasser besetzen, profitieren die Investoren doppelt. Einerseits investieren solche Fonds nicht in Wasserverschwender oder -verschmutzer, sondern in Unternehmen, die verantwortungsvoll mit der kostbaren Ressource Wasser umgehen. Wassereffizienz, geschlossene Wasserkreisläufe, Wasseraufbereitung und Wasserreinigung sind hier die Themen genauso wie Wasserversorgung. Andererseits investieren überlegte Wasseranleger auch in die Unternehmen, die Lösungen für die dringenden Wasserprobleme entwickeln und/oder herstellen. So können Investoren das Wasserrisiko und somit den Wasserstress fokussiert in den Depots deutlich senken und die Teilhabe an den besonderen Wachstumschancen des Themas Wasser nutzen.
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*) Ralph Prudent, Vertriebsgeschäftsführer institutionelles Geschäft des Asset Managers ÖKOWORLD. Weitere Informationen finden Sie unter <link http: www.oekoworld.com>www.oekoworld.com.
Kommentar: Wasserstress bedroht Wachstumsmärkte – das reale Problem der Gegenwart

Ralph Prudent