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Kommentar: Gleichgewichtete Aktienstrategien – die am meisten unterschätzte Strategie zur Renditesteigerung im institutionellen Asset Management

Seit der Einführung des S&P 500 Index im Jahr 1957 werden Aktienindizes weltweit fast ausschließlich nach Marktkapitalisierung gebildet, basierend auf der theoretischen Grundlage des Capital Asset Pricing Model (CAPM). „Aktive“ Asset Manager versuchen, mit Über- und Untergewichtungen diese Benchmarks zu schlagen. Aufgrund der Dominanz der Market-Cap-Indizes hat die Asset Management Branche bis dato wenig Innovationen hervorgebracht. Die einfachste und gleichzeitig wirksamste Möglichkeit der Portfoliobildung – die Aktiengleichgewichtung – wurde bisher zu Unrecht vernachlässigt.

Arne Sand (oben) und Thomas Portig

Gleichgewichtete Aktienstrategien haben zwei Vorteile: Sie sind einfach zu verstehen und weisen eine langfristig höhere Rendite im Vergleich zu marktkapitalisierten Strategien auf. Ein regelmäßig vorgebrachter Nachteil, der eventuell höhere Portfolioumschlag, lässt sich durch eine geeignete Portfoliokonstruktion aber relativ einfach entkräften.

Das erste öffentlich bekannte gleichgewichte Aktienportfolio wurde 1970 von Wells Fargo auf Basis des NYSE Index kreiert, jedoch nach etwa drei Jahren wegen zu viel Zeitaufwand und zu hohen Kosten wieder eingestellt. Allerdings wurden zu dieser Zeit Aktienportfolios noch per Kopf und Hand gerechnet und die Handelsgebühren waren zehn Mal so hoch wie heute. Ende der 90er Jahre sah dies schon anders aus und im Januar 2003 wurde der S&P 500 Equal Weight Index (EWI) vorgestellt. Standard and Poor’s war über viele Jahre Innovationsführer in diesem Segment. S&P veröffentlichte auch erste Studien, die wissenschaftlich die Vorteile gleichgewichteter Aktienstrategien belegen.

Gut dokumentierte Vorteile
*Die Wertentwicklung ist nachweisbar besser als bei durch Marktkapitalisierung berechneten Indizes. Von 2002 bis 2012 erreichte der „normale“ S&P 500 eine Performance von 7,1% p.a., dagegen legte die Equal-Weight-Variante S&P EWI um 10,2% p.a. zu. Bei der 5-Jahres-Performance von 2007 bis 2012 waren es für den S&P 500 1,7% p.a. und die gleichgewichtete Variante S&P EWI 4,82% p.a.

*Die Gleichgewichtung vermeidet die Konzentration großer Einzeltitel mit den entsprechenden Klumpenrisiken. Beispielsweise summieren sich die sechs größten DAX-Titel auf 50,9% des Index, Stand 25.06.2014.

*Genauso entschärft die Gleichgewichtung Klumpenrisiken bei der Sektorenallokation, wie zum Beispiel auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008.

*Eine Gleichgewichtung vermeidet die Konzentration auf Wachstums- oder Substanzwerte und minimiert die Gefahr, „auf das falsche Pferd zu setzen“.

*Die Gleichgewichtung bewahrt Anleger vor Ineffizienzen des Marktes, da die Indexschwergewichte, die hoch bewertet sind, relativ gering investiert sind.

*Eine höhere Gewichtung von unterbewerteten Aktien im Vergleich zu klassischen Indizes bietet die Chance, dass diese Aktien allein durch die Rückkehr zur Bewertung des Marktdurchschnitts (Mean Reversation) überproportional steigen.


Studien auf Basis von gleichgewichteten Indizes
Die erste Studie über die Vorteile gleich gewichteter Indizes im April 2008 von Standard & Poor’s wurde von traditionellen Asset Managern für nicht gut befunden. Das Establishment fühlte sich angegriffen und umgehend kam im Mai 2008 von Advisor Perspectives eine Gegendarstellung „Equal Weighted Indexing – A Critique of S&P’s Study“.

Die Gegendarstellung kommt jedoch nur zu der Feststellung, dass der S&P Equal Weight Index in kürzeren Zeitfenstern, in denen Nebenwerte und Substanzwerte besser laufen, besser ist als der kapitalisierungsgewichtete S&P 500 Index und anders herum. Die Kritik richtet sich gegen die Methodik des gleichgewichteten S&P 500 Equal Weight Index; die grundsätzlichen Vorteile von gleichgewichteten Aktienstrategien werden nicht widerlegt. S&P hat nachgelegt und veröffentlichte 2010 die Studien „Equal Weight Indexing – Seven Years Later“ und 2013 „Equal Weight Indexing – Ten Years Later“. Sie belegen alle Vorteile der Gleichgewichtung und enden mit dem Satz: „Often the most powerful investment ideas are simple“.

Studie zur Gleichgewichtung ohne gleichgewichteten Index
Inzwischen haben auch alle anderen marktführenden Indexprovider wie MSCI, Russell und STOXX gleichgewichtete Indizes aufgelegt, auf deren Basis wiederum ETFs (Exchange Traded Funds, börsennotierte Indexfonds) von Asset Managern wie Guggenheim, State Street und Vanguard aufgelegt wurden. Auch die wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu dem Thema haben an Zahl und Qualität zugenommen. Bemerkenswert ist die 2012 veröffentlichte Studie „Why Does an Equal-Weighted Portfolio Outperform Value- and Price-Weighted Portfolios“ von Forschern der Goethe Universität Frankfurt zusammen mit Raman Uppa von EDEHC in London.

Denn hier wird nicht auf die Gleichgewichtung in einem bestimmten Index im Vergleich mit der klassischen Variante abgestellt, was Kritikern immer Angriffsfläche bietet. Vielmehr wurden 1.000 Portfolios mit jeweils 30, 50,100, 200 und 300 Aktien über den Zeitraum von 515 Monaten kreiert (1967 bis 2009). In diesem Zeitraum waren 1.449 Aktien zwischenzeitlich Teil des S&P 500 Index. Die Portfolios wurden nach dem Zufallsverfahren erstellt für die Aktien, die jeweils in ihrem Zeitraum Teil des Index waren. Damit ist die Studie statistisch robust. Auch der Kostenfaktor wurde mit 50 Basispunkten pro Transaktion sehr großzügig berücksichtigt.
Die Studie belegt alle Vorteile der Gleichgewichtung und endet mit einem eindeutigen Fazit: „We find that the equal-weighted portfolio outperforms the price- and value weighted Portfolios in terms average return, four-factor alpha, Sharpe ratio, and certainty-equivalent return, …“.

Die Nische im Asset Management, die keiner belegen will – oder doch?
Bei so vielen Vorteilen stellt sich die Frage: Warum sind gleichgewichtete Aktienstrategien immer noch eine Nische geblieben? Die Antwort ist simpel: Gleichgewichtetes Asset Management entlarvt schonungslos, wie erfolgreich Asset Manager Aktien für ihr Portfolio auswählen. Hier kann sich der Portfoliomanager nicht hinter einem bekannten Index „verstecken“ und versuchen, mit gezielten Über- und Untergewichtungen eine Outperformance zu erreichen. Eine Strategie, die bei 70 bis 80% der Fondsmanager ohnehin nicht aufgeht, wie zahlreiche Studien, etwa von Kenneth French und Eugene Fama, belegen.

Dagegen zählt bei gleichgewichteten aktiven Aktienstrategien ausschließlich die Einzeltitelselektion; das bessere Ergebnis zur Benchmark kann nur durch Fokus auf die Titelauswahl erreicht werden. Im Gegensatz zur breiten Wahrnehmung ist ein gleichgewichtetes Portfolio die eigentliche Königsklasse im Asset Management. smart-invest Asset Management dürfte einer der wenigen Vermögensverwalter sein, der mehrjährige Erfahrung mit gleichgewichteten Portfolios mit einem konsequenten Fokus auf Titelselektion besitzt. Zum einen wurde mehr als zwei Jahre lang das Depot A einer Sparkasse im süddeutschen Raum mit dieser Strategie beraten und ein Spezialfonds umstrukturiert. Im März 2014 wurde ein auf institutionelle Anleger ausgerichteter granularer Fonds aufgelegt, der dieses Konzept konsequent umsetzt.

Für den Fonds, der sich insbesondere für einen Einsatz im Depot A eignet, werden nur Aktien mit einer nachhaltig attraktiven Dividendenrendite ausgewählt. Eine weitere Besonderheit des smart-invest I - EQUITY PROTECT - I (D) ist, dass nicht nur die Einzeltitel, sondern auch die Sektoren gleich gewichtet sind. Die 10 GICS Industriesektoren (Global Industry Classification Standard) sind stets gleich gewichtet, um auch auf dieser Ebene eventuelle Konzentrationen zu vermeiden. Es ist eine hohe Herausforderung für das Asset Management, in jedem Sektor Titel mit einer vergleichbar hohen Qualität zu finden. Es dürfte derzeit der einzige aktiv gemanagte Aktienfonds in Europa sein, der zwei Gleichgewichtungsstrategien konsequent vereint und über eine nachweislich hohe Sharpe Ratio seit Auflage verfügt. Im Risikomanagement besitzt smart-invest bereits seit 2003 einen nachweisbaren Track Record mit Fondsmandaten.


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*) Arne Sand, Geschäftsführer, und Thomas Portig, Portfoliomanager der smart-invest Asset Management.