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Kommentar: Fondsboutiquen, Seed Money, langer Atem und der „Goldene Schnitt“

„Wenn du Erfolg haben willst, begrenze dich“ (Augustin Saint-Beuve) – diese Aussage scheint die elementare Positionierung für viele Fondsboutiquen darzustellen. Im Laufe der Jahre sind viele unabhängige Asset Manager in den Fokus der Fondsselektoren geraten und haben ihr Fondsvolumen beträchtlich steigern können. Gibt es ein geheimes Erfolgsrezept für Fondsboutiquen? Gibt es Faktoren, die das Wachstum einzelner Häuser beschleunigen könnten?

Markus Hill

USA-Formel und Erfolgskriterien
Unabhängigkeit (U), Spezialisierung & Skin-in-the-Game (S) sowie Authenzität (A) sind einige der zugeschriebenen Eigenschaften von unabhängigen Asset Managern. Oft werden diese Faktoren für den Erfolg unterschätzt. Andere Faktoren erscheinen ebenso bedeutend:
1. Track Record
2. Ökonomische Situation
3. Visibilität

Entscheidend für den langfristigen Erfolg der unabhängigen Häuser ist oft das harmonische Zusammenspiel dieser Faktoren.

Track Record
Zu unterscheiden sind Neugründungen und bereits erfolgreich etablierte Player im Markt. Viele der Gründer von Boutiquen haben einen soliden fachlichen Hintergrund: Bank, Portfolio Management bei etablierten Häusern, eine spezielle fachliche Spezialisierung (Quant-Ansätze etc.). Oft wird die Bedeutung des Track Records bei der Fondsneuauflage, zum Beispiel bei der Seed Money-Suche, unterschätzt. Die erfolgreich etablierten Häuser zeichnet es sehr häufig aus, dass sie nicht aus dem „Nichts“ aufgetaucht sind. Ein solider Track Record, der sich dokumentierbar aus der beruflichen Vorgeschichte herleiten lässt, ist gerade bei diesen Adressen oft ein gemeinsames Merkmal.

Ökonomische Situation
Beim Schritt auf den Erfolgspfad der unabhängigen Häuser wird ein Faktor oft entscheidend unterschätzt bei Neugründungen: „Cash is King“. Was bedeutet das genau? Gerade bei Fondsgründungen, die sich zu Beginn durch ein geringes Fondsvolumen auszeichnen, ist damit zu rechnen, dass die Mittelzuflüsse sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Langsam, stetig, in der Natur der Sache liegend – Track Record und Vertrauen wird bei den Neuinvestoren aufgebaut. Viele der erfolgreichen Häuser zeichnet es aus, dass man zu Beginn der Boutiquen-Karriere den Faktor Rücklagen nicht vernachlässigt hat.

Exkurs: Seed Money und Zeitschiene bei Fondsauflage
Track Record, ökonomische Situation und Visibilität sind wichtige Stellschrauben für den Erfolg von Fondsboutiquen. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Suche nach Seed Money beim Fondsstart. Bei sehr kleinen Volumen, zu Beginn der Fondshistorie, kann sich dieser Prozess über längere Zeit hinziehen. Ein Grund hierfür kann der mangelnde Zugang zu Seedern seitens des Fondsinitiators sein. Es kommt auch vor, dass ein zunächst mit Momentum startendes Fondsprojekt sozusagen lange „in den Seilen hängt“, weil zum Beispiel aktuelle Performance und Marktlage ein zeitnahes, erfolgreiches Seeding verzögern. Einige Projekte erscheinen zu Beginn der Auflage als sehr attraktiv und entwickeln sich dann etwas „zäher“. KVGen wie Axxion, Hansainvest, IPConcept und andere Häuser helfen hier häufig durch Hinweise bezüglich Netzwerks, Kontakten und Ansprechpartnern. Mittlerweile entwickelt sich hier eine Form von „Seeder-Öko-System“. Jeder Seeder hat sein eigenes Profil, eigene Due Diligence, eigene Volumina zur „Förderung“, natürlich auch eigene ökonomische Bedingungen (Volumen, Fees, Lead etc.). Auch sind die Profile hier oft unscharf, fließend und „überraschend“: Von Seeder, Netzwerker, Coach zu Inkubator und mehr (Beispiele: CCPM, FP Investment-Partners, Lansdowne Partners Austria GmbH).

Visibilität, „Sales Funnel“ und KVGen
Schaut man sich die Erfolgsstory von langfristig erfolgreichen Häusern im Markt an, dann findet man oft eine idealtypische Konstellation vor („Goldener Schnitt“): Solider Track Record, langer Atem bei der Marktbearbeitung (u.a. finanzielle Ressourcen, Personal) und nicht zuletzt exzellente Kommunikation. Eine oft unterschätzte Komponente ist die Unterstützung durch Kapitalverwaltungsgesellschaften, Depotbanken und Haftungsdächer. Durch geschicktes Nutzen dieser Netzwerke (Multiplikatoren) können sich gerade Newcomer in der Branche geschickt positionieren: Marketing, Vertriebsunterstützung, Events, Webinare – Visibilität in Kombination mit überzeugendem Track Record über lange Zeit ist „King“!

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*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main.
Kontakt: info(at)markus-hill.com; Website: www.markus-hill.com