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Kommentar: Fondsboutiquen, Family Offices und Dachfonds – Asset Allocation & Manager Selection versus Kosten?

„Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig“ (Albert Einstein). Spricht man mit semi-institutionellen und institutionellen Investoren, stößt man oft beim Thema Dachfonds nur auf verhaltenes Interesse.

Markus Hill

Häufig werden hierfür Gründe wie zum Beispiel Kosten und die ursprüngliche Positionierung dieser Produktkategorie im Retail-Segment angeführt. Unterstellt man bei verschiedenen Produkten und Ansätzen im Vergleich zu den im Markt üblicherweise gemanagten „Asset-Allocation-Ansätzen“ (Management Accounts, Segmentfonds, Spezialfonds, Fondsvermögensverwaltung), dass es in dieser Kategorie interessante Fondsmanager geben kann – welche Argumente gäbe es für eine intensivere Beschäftigung mit dieser Produktkategorie?

Einsatz bei Family Offices und unabhängigen Vermögensverwaltern
Viele Multi Family Offices und Vermögensverwalter nutzen Dachfonds als Instrument, um auf effiziente Weise Kundengelder zu allokieren. Wo bestehen bei diesem Prozess Vorteile? Order können standardisiert erfolgen, es bedarf bei vielen Kundendepots keiner aufwändigen Einzelorder, es gibt Zugang zu bestimmten institutionellen Tranchen bei Publikumsfonds, der Diskussionsaufwand für alle Beteiligten bei Ordern ist stark reduziert, „Peitsche der Transparenz“: Der Kunde kann den Kostenblock „Dachfonds“ mit einer Vermögensverwaltung oder mit Mischfondskonzepten beziehungsweise mit konventionellen vermögensverwaltenden Ansätzen auf Einzeltitelbasis vergleichen. Auch ETFs können bei diesen Ansätzen jederzeit genutzt werden, und die Absicherung wird durch den Produktmantel vereinfacht, wobei es auch hier verschiedene Risikomanagementansätze gibt.

Nische, Fondsvolumen und „Ventil“
Natürlich unterscheiden sich klassische institutionelle Investoren naturgemäß in ihren Anforderungen im Vergleich zu semi-institutionellen Anlegern, die zumeist als Intermediär dienen für den Zugang zum Privatkundenbereich (HNWIs etc.). Natürlich gibt es auch hier eine Grauzone, die man in bestimmten Teilen den Bereichen Stiftungen, Versorgungswerke und „kleinere“ Asset-Management-Consultants zuordnen kann. Auch hier stellen Dachfonds gerade bei kleinen Volumen im Boutiquensegment zumindest zu Beginn der Fondshistorie eine ideale Problemlösung dar. Im Vergleich zum klassischen „Segmentfonds“ und Spezialfonds besitzt der Dachfondsmanager bei kleinem Fondsvolumen die Möglichkeit, im Fonds eine Vielzahl von Asset-Managern via Publikumsfonds in seinem Konzept zu nutzen. Ab einer bestimmten Größe des Fonds kann sich die Option ergeben, in einem Spezialfonds die eigene Strategie bei klassischen Institutionellen zu verfolgen. Auch hier können Dachfonds häufig als „Accelerator“ für Boutiquenmanager dienen. Im Bereich der oben angeführten Vermögensverwaltung bei wohlhabenden Privatkunden können ebenfalls Boutiquenmanager im Dachfondsbereich eine Ergänzung zur Produktpalette von Family Offices, Privatbanken und Vermögensverwaltern dienen. Warum ergibt sich diese „Ventillösung“ im Bereich Vermögensverwaltung? Ein Grund hierfür kann sein, dass man allein aus Diversifikations- und Reputationsgründen die Allokation nicht nur mit Dachfonds des eigenen Hauses abdecken kann (Expertise, Know-how, spezielle Fondsansätze etc.) und möchte.

Spezialisierung, Expertise, Netzwerk und Know-how
Viele der interessanten Dachfondsansätze finden sich bei spezialisierten Kapitalverwaltungsgesellschaften, aber auch bei spezialisierten Adressen in diesem Segment, einige Adressen dienen auch als Inkubatoren im Boutiquenbereich (Ampega, Universal Investment, Sauren, Greiff Capital Management, Lansdowne Partners Austria, FERI etc.). Ohne eine Aussage über Vorteilhaftigkeit im Bereich Kosten oder Performance zu treffen: Allein einmal die Skills im Segment Asset Allocation zu prüfen, kann lohnenswert sein – immerhin einer der anspruchsvollsten Bereiche im Asset Management!

Der Kommentar erschien auch im IPE DACH Asset Management Guide 2021. Mehr zum Guide finden Sie hier.

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*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main. Mehr Informationen zu seiner Person unter www.markus-hill.com