Aktuell wird in der Branche intensiv über die Vor- und Nachteile verschiedener Strukturierungen des Marktes für Unternehmensanleihen diskutiert. Bisher war die Entwicklung der Anleihenmärkte, auf denen die Market-Maker dafür verantwortlich sind, die Handelbarkeit der Anleihen für die Anleger zu sichern, lediglich von der Anzahl an verfügbaren Instrumenten abhängig. Durch aufsichtsrechtliche Veränderungen und steigende Kosten für das Halten von Positionen sind auf Käuferseite jedoch Bedenken entstanden, ob bei dieser Marktstruktur ausreichend Liquidität verfügbar ist. Dies hat die derzeitige Debatte über alternative Lösungen ausgelöst.
Das Volumen des elektronischen Handels mit Kreditprodukten aus dem Plain-Vanilla-Segment, in dem nach wie vor reichlich Liquidität vorhanden ist, steigt im aktuellen Umfeld kräftig an. Seit Ende 2010 ist der Anteil des elektronischen Handels mit Unternehmensanleihen zwischen Market-Makern und Kunden von rund 20% auf beinahe 50%. Dieser rasante Zuwachs ist zum Teil auf die Anpassung der Marktteilnehmer an neue Marktgegebenheiten zurückzuführen.
Häufig wird die Handelsausführung auf Käuferseite zentralisiert, und die Anleger versuchen, durch eine Senkung der operativen Ausgaben Einsparungen zu erzielen. Somit fallen die durch den elektronischen Handel möglichen Effizienzsteigerungen noch stärker ins Gewicht. In Kombination mit neuen, auf Transparenz ausgerichteten globalen Regulierungen, hat diese Entwicklung die Nachfrage nach elektronischer Liquidität angekurbelt. Die Market-Maker reagierten darauf mit einer erhöhten Bereitstellung von Liquidität mit noch besserer Qualität, und so entstand ein positiver Kreislauf mit Rekordzuwächsen beim elektronischen Anleihenhandel.
Das Wachstum des elektronischen Handels
Entscheidend für den Erfolg elektronischer Handelsplattformen ist der Zugang zu Liquidität. Da die Market-Maker-Seite bemüht ist deren Handelsaktivität durch elektronische Plattformen auszuweiten, konnte die Qualität der elektronischen Liquidität in den vergangenen Jahren erheblich gesteigert werden. Dies gilt nicht zwangsläufig für den breiteren Markt. Die europäische Unternehmensanleihenplattform von Tradeweb, über die jedes Quartal rund 3.600 verschiedene Anleihen gehandelt werden, hat dieses Jahr neue Rekorde in verschiedenen Liqiditätsmetriken erzielt und ist weiterhin am wachsen.
In der ersten Jahreshälfte 2013 stieg das Handelsvolumen um 31%, und der Anteil der Preisanfragen die zum Handelsabschluss führten und somit widerspiegeln, dass die Kunden auf Anlegerseite von der verfügbaren Liquidität überzeugt sind, lag bei rund 80%. Beide Größen erreichten damit Rekordniveaus. Die Anleger nehmen immer stärker wahr, dass ein wachsender Anteil der Liquidität von Market-Makern nun über elektronische Plattformen zur Verfügung gestellt wird. Damit geht ein wachsendes Vertrauen in den elektronischen Handel einher, welches sich in den steigenden Transaktionsvolumen auf Tradeweb widerspiegelt.
Effizienzsteigerungen ausschlaggebend
Neben der höheren Liquiditätsqualität ist die höhere operative Effizienz ein wichtiger Grund für Anleger in den elektronischen Handel einzusteigen. Das auf vielen elektronischen Handelsplattformen verwendete Request-for-Quote-Modell (RFQ) funktioniert ähnlich wie herkömmliche Handelsverfahren, bildet jedoch Arbeitsschritte wie Preisfindung, Ausführung, Post-Trade-Verarbeitung und Reporting weitaus effizienter ab.
Anleger können Tickets nach sehr präzisen Vorgaben erstellen und – wie beim Telefonhandel – Kurse von einzelnen, ihnen bekannten Market Makern abfragen. Der entscheidende Vorteil ist jedoch, dass gleichzeitig bei verschiedenen Kontrahenten Preise angefragt werden können. Dieses auktionsähnliche Handelsmodell ermöglicht eine schnelle und transparente Preisfindung. Mit diesem Handelsverfahren geht eine Preiseffizienz einher, wie sie es mit herkömmlichen zeitraubenden Verfahren nicht möglich ist.
Außerdem können die Anleger dadurch eine bestmögliche Handelsausführung nachweisen, auf die insbesondere institutionelle Adressen großen Wert legen. Derzeit wird noch an Gesetzen gearbeitet, die die genauen Marktregeln festlegen, es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass das RFQ-Modell mit seinem Transparenzvorteil gut gewappnet ist für die Vorgaben der internationalen Aufsichtsbehörden.
Ein weiterer Vorteil des elektronischen Handels auf der Anlegerseite sind die Anbindungsmöglichkeiten mit Ordermanagementsystemen (OMS), wo reduzierte manuelle Eingriffe zu sinkenden Fehlerquoten führt. Zudem wird somit die Handelsabwicklung optimiert, da die Handelsdaten elektronisch an das OMS zurückgesendet werden. Mehr als 80% aller europäischen Unternehmensanleihetransaktionen auf Tradeweb werden mit Hilfe integrierter Verknüpfungen abgewickelt.
Trotz der jüngsten Neuerungen verlangt der globale Anleihenmarkt ständige Neuerungen. Mit wachsendem Handel in Index-Trackern findet zum Beispiel die Listhandelsfunktion von Tradeweb immer stärker Verwendung. Diese Funktion ermöglicht die gleichzeitige Ausführung mehrerer Transaktionen und somit eine schnelle Portfolioanpassung. Das Handelsvolumen, welches mit diesem Tool abgewickelt wurde, wuchs im ersten Halbjahr 2013 um 83% verglichen zur gleichen Periode 2012.
Ein spannender Markt
Hinter den Veränderungen auf den weltweiten Anleihenmärkten ist klar zu erkennen, dass das Vertrauen am elektronischen Handel zunimmt. Ein Hauptgrund für den Umstieg auf den elektronischen Handel ist sicher die Nachfrage der Anleger nach einer effizienteren und kostengünstigeren Handelsabwicklung. Aber auch die höhere Liquiditätsqualität und die künftigen Auflagen der Aufsichtsbehörden tragen stark dazu bei, dass immer mehr Marktteilnehmer diese Handelsform nutzen.
Fazit
Die Unternehmensanleihenmärkte des Jahres 2013 sind ein dynamischer und spannender Marktplatz, das agieren hierin ist mit Herausforderungen verbunden. Gleichzeitig ergibt sich jedoch auch die Möglichkeit, einen Beitrag zur immer schnelleren Marktentwicklung zu leisten. Da der elektronische Handel weiterhin den Liquiditäts-, Effizienz- und Kapazitätsanforderungen der Finanzinstitute gerecht werden wird, werden Plattformen wie Tradeweb daher weiterhin als innovativer Partner mit Anlegern und Market Makern zusammenarbeiten.
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*) Rupert Warmington ist Leiter des Bereichs Spreadprodukte bei Tradeweb.
Kommentar: Die rasche Ausweitung des elektronischen Handels mit Unternehmensanleihen hält an

Rupert Warmington