Das wissenschaftliche Konzept der Planetary Health (deutsch: Planetare Gesundheit) stellt einen Zusammenhang zwischen der planetaren und der menschlichen Gesundheit her. Übertragen auf die Wirtschaft bedeutet das: Ein Wirtschaften im Einklang mit Planetary Health setzt ressourcenschonende Beschaffungs- und Produktionsprozesse voraus. Die gute Nachricht: Es gibt bereits heute Unternehmen, die diesbezüglich fortschrittlich agieren.
Planetary Health als Investmentstrategie: Mehr als nur Klimaschutz
Beim Investieren auf der Grundlage des Planetary Health-Ansatzes steht die Wechselwirkung zwischen dem menschlichen Einfluss auf die Umwelt und der menschlichen Gesundheit im Zentrum. Investiert wird in Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen, die aktiv zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beitragen. Zusätzlich zeichnen sich diese Unternehmen durch einen besonders effizienten Umgang mit Ressourcen, sichere und transparente Lieferketten, umweltfreundliche Produktionsprozesse, verantwortungsvollen Technologieeinsatz und Produkte oder Dienstleistungen aus, die auch benachteiligten Bevölkerungsgruppen zugutekommen.
Unternehmen mit Bewusstsein für Knappheit von Ressourcen sind resilienter
Ein Geschäftsmodell in Übereinstimmung mit den planetaren Grenzen Sinn ist zukunftsfähiger. Denn Unternehmen, die Ressourcenknappheit schon heute in ihre Geschäftsstrategie integrieren, sind für Krisen besser aufgestellt. Bezieht ein Unternehmen etwa Rohstoffe aus verschiedenen Quellen, ist es widerstandsfähiger, falls ein Rohstoff knapp wird. Diese höhere Resilienz drückt sich auch in einer höheren finanziellen Stabilität aus.
Eine nachhaltig ausgerichtete Wertschöpfungskette resultiert außerdem in einem niedrigeren CO2-Fußabdruck. Dies hat wiederum positive Auswirkungen auf die Kostenseite. Der in der EU in den Sektoren Wärme und Verkehr geltende CO2-Preis wird jährlich angehoben und soll ab 2027 in den europäischen Emissionshandel überführt werden, was tendenziell zu einem noch weiter steigenden CO2-Preis führen wird. Unternehmen, die möglichst wenig CO2 verursachen, können dementsprechend auch profitabler wirtschaften.
Neben planetarer Gesundheit Rendite erzielen
Ein aktiver Investmentansatz macht den Planetary Health-Ansatz auch finanziell attraktiv. Vor allem das Marktsegment der Small und Mid Caps bietet interessante Investitionschancen an nachhaltigen Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen, die im Einklang mit den planetaren Grenzen wirtschaften. Der Privatmarkt bietet darüber hinaus ein reichhaltiges Biotop an KMU-Unternehmen, die von Mainstream-Investoren wenig beachtet werden. Diese oft eigentümergeführten Unternehmen können innovative Produkte sowie überdurchschnittliches Wachstumspotenzial aufweisen. Darüber hinaus bieten sie ein hohes Potenzial für Rendite, Portfoliodiversifikation und eine hohe nachhaltige Wirkung. Im Vergleich zu großen Unternehmen (Large Caps) bieten SMEs in der Regel attraktivere Einstiegsgelegenheiten, höhere Renditechancen, eine größere Diversifikation und mehr Stabilität über Konjunkturzyklen hinweg. Zudem können sich institutionelle Anleger und Fondsmanager in diesem Marktsegment deutlich stärker engagieren und direkten Einfluss nehmen – auch weil die Zahl der Mitinvestoren überschaubar bleibt. Dadurch ergibt sich auch ein höheres Transformationspotenzial, was den Investoren, aber auch dem Klima und der menschlichen Gesundheit zugutekommt.
Privatmarkt-Investitionen bieten nicht nur das größte Potenzial für realwirtschaftliche Veränderungen, sondern zeichnen sich auch durch eine höhere Resilienz gegenüber Public-Markt-Anlagen aus. Private-Equity-Buy-outs in Europa konnten in den vergangenen Jahren eine signifikante Outperformance gegenüber einem breit gestreuten europäischen Aktienindex erzielen. Außerdem kann bei Private Equity-Investitionen den investierten Unternehmen im Gegensatz zum liquiden Markt direkt frisches Kapital zur Verfügung gestellt werden.
Der Fokus auf Geschäftsbereiche mit hohem transformativem Potenzial wie nachhaltige Mobilität, erneuerbare Energien oder nachhaltige Ernährungssysteme ermöglicht dem Planetary Health-Investmentansatz, Unternehmen zu selektieren, deren Geschäftsmodelle aktiv zu Lösungen für die dringendsten ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit beitragen. Ein Beispiel für solch ein Unternehmen wäre ein Anbieter von pflanzenbasierten Fleischersatzprodukten ohne Zusatzstoffe, der auf erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft in der Produktion setzt. Die ressourcenschonende Produktion von Fleischalternativen in Bioqualität hat auch positive Auswirkungen auf die planetare und menschliche Gesundheit. Der Ausstoß von Treibhausgasen wird gesenkt, die Landnutzung in der Landwirtschaft verringert und auch der Wasserverbrauch fällt niedriger aus. Menschen können durch eine pflanzenbasierte Ernährung wiederum ihr Risiko für Übergewicht sowie für Krankheiten wie Bluthochdruck oder Krebs reduzieren.
In einer Welt, die zunehmend von Umwelt- und Klimarisiken geprägt ist, identifiziert der Planetary Health-Ansatz Unternehmen, die als Treiber nachhaltiger Lösungen künftig wirtschaftlich erfolgreich(er) sein können. Eine Investition innerhalb der planetaren Grenzen im Private-Markt eröffnet Chancen auf messbaren Impact - und zugleich attraktive Renditen.
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*) Karsten Kührlings, Geschäftsführer, GLS Investment Management GmbH
Gastbeitrag: Planetary Health – die Krise der planetaren Gesundheit meistern
Karsten Kührlings
