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„Eine echte Konsolidierung bei Depotbanken in Deutschland hat noch nicht stattgefunden“

In schlechten Börsenphasen schauen Investoren auch genauer auf die administrativen Prozesse. Themen wie Risikomanagement oder Reporting erhalten einen noch stärkeren Stellenwert. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Dirk Werthmann, Geschäftsführer der BHF BNY Securities Services GmbH in Frankfurt, über die aktuellen Entwicklungen am Markt.

IPE Institutional Investment: Herr Werthmann, wie verkaufen Sie dem Kunden die Zusammenarbeit bei den Depotbank-Aktivitäten der BHF-BANK und dem Global Custodian The Bank of New York Mellon?
Werthmann: Zunächst einmal muss ich festhalten, dass am Markt oftmals zwischen Depotbank- bzw. Global Custody-Geschäft gar nicht unterschieden wird. Hier wird viel vermischt. Custody stellt eher die klassische Verwahrung von Wertpapieren dar, während eine Depotbank explizit die vom Gesetzgeber in Deutschland geforderten Services gemäß Investmentgesetz darstellt. Im Endeffekt bin ich sehr froh, auf die unterschiedlichen Anforderungen der Kunden hier immer die passende Lösung anbieten zu können.

IPE Institutional Investment: Bei allen negativen Folgen – viele Marktteilnehmer sehen die derzeitige Krise als Chance für Anbieter im Bereich Administration. Wie sehen Sie aktuell den Markt?
Werthmann: Ich kann natürlich hier in erster Linie nur über den nachgelagerten Teil der Wertschöpfungskette Depotbank bzw. Global Custodian sprechen. Aber im Konzernverbund bieten wir natürlich mit der Frankfurter Service Kapitalanlage-Gesellschaft mbH u.a. die Dienstleistungen Service-KAG und Master-KAG an. Beim Thema Insourcing von Assets, wie sie mittlerweile von verschiedenen Playern angeboten werden, überschneiden sich Master-KAG bzw. Global Custodian natürlich, wie jüngste Geschäfte zeigen. Oder denken Sie nur an Aspekte wie Reporting-Dienstleistungen, auch hier verwischt das Bild zwischen einer modernen Depotbank mit ihren Services und einer Master-KAG. Vielfach ist es dann auch eine „Geschmacksfrage“ des Investors, wie und für wen er sich entscheidet. Grundsätzlich ist es für die Administrationsbranche sicher zu bestätigen, dass Krisen immer auch eine Chance im Bereich Administration darstellen. Gerade Themen wie Risikovermeidung bzw. Risikosteuerung sind Bereiche, die aktuell eine starke Rolle spielen.

IPE Institutional Investment: Also Konsolidierung als Stichwort für die Anbieterlandschaft?
Werthmann: In der Tat hat eine echte Konsolidierung bei Depotbanken in Deutschland noch nicht stattgefunden. Von den zirka 60 im deutschen Markt tätigen Häusern werden absehbar nicht alle diesen Weg weitergehen. Hintergrund ist das zunehmende Bewusstsein über die hohen anstehenden Investitionen in Technik bzw. Software. Auch das Anlegerverhalten – Stichwort Cherrypicking – spielt hier verstärkte Rolle. Auch der Prestigegedanke in diesen Bereich unbedingt vertreten sein zu wollen, spielt nicht mehr die Rolle. Man erkennt in jedem Fall, es kommt Bewegung im Markt.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie das Verhältnis Depotbank und Global Custodian?
Werthmann: Es ist kein Geheimnis im Markt, dass die Custodians zuletzt deutlich Anteile gewonnen haben. Von den Größenverhältnissen her, ist die Nachfrage für eine ausschließlich auf Deutschland ausgerichtete Depotbank am Markt kaum mehr vorhanden. Schauen Sie nur in aktuelle Ausschreibungen, da wird auch nicht mehr die Depotbank gesucht, sondern es wird „Global Custody“ ausgeschrieben. Tatsächlich könnte aber in den meisten Fällen eine klassische Depotbank 99 bis 100% der nachgefragten Dienstleistung optimal anbieten. Auf der anderen Seite gibt es auch Kunden, die nicht nur eine Nummer beim Custodian sein wollen, sondern gezielt ein „kleineres“ Institut anfragen. Schließlich ist eine deutsche Depotbank an sich auch optimal auf die Bedürfnisse des deutschen Anlegers ausgerichtet.

IPE Institutional Investment: Worin sehen Sie aktuell die entscheidenden Kriterien bei der Auswahl von Depotbank bzw. auch Global Custodians?
Werthmann: Für mich ist das Commitment zum Geschäft das entscheidende Kriterium, das man anlegen sollte. Es geht explizit um eine langfristige Partnerschaft. Insofern ist es extrem wichtig für uns als Anbieter, hier auch einen auf Dauer angelegten, exzellenten Service zu bieten und dabei auf eine moderne IT-Infrastruktur zurückgreifen zu können.

IPE Institutional Investment: Sie haben das Stichwort Risikomanagement bereits gegeben. Was sind Ihrer Ansicht nach hier die Herausforderungen an die Zukunft?
Werthmann: Je schneller desto besser, das ist sicher das Motto der Stunde. Je zeitnaher Informationen bzw. Bewertungen vorliegen, desto höher ist der Nutzwert der Daten für den Kunden. Grundsätzlich ist sicher das Thema Liquiditätsrisiko in der Vergangenheit vernachlässigt worden, das wird künftig ein höheres Gewicht bekommen. Ganz entscheidend ist dabei der Gleichlauf von Produktentwicklung im Asset Management und Back-Office. Es gilt, neue Produkte auch zeitnah korrekt am anderen Ende abbilden und abwickeln zu können. Diese Einheitlichkeit hat zuletzt gefehlt.

IPE Institutional Investment: Wie stehen Sie zur Initiative im deutschen Markt, Depotbanken künftig auf den Rating-Prüfstand zu stellen?
Werthmann: Es bringt den Vorreitern sicherlich eine etwas exponiertere Marktstellung. Für den Anleger stellt sich die Frage, wie das Rating zustande kommt. Geht es nur um das interne Ausfüllen von Fragebögen, oder werden gezielt Anleger- sprich Kunden der Depotbank - zu ihren Erfahrungen befragt. Dann hat es echten Mehrwert, wie z.B. die Umfrage des Magazins „Global Custodian“ unter Investoren zeigt, die mittlerweile eine Art Industriestandard darstellt.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie persönlich die Herausforderungen im Markt für die kommenden Jahre?
Werthmann: Für mich ganz wichtig: Nicht mit dem Markt im Schritt gehen, sondern einen Schritt voraus sein. Dies insbesondere durch eine markante, fokussierte und kundenorientierte organisatorische Aufstellung, die zielgerichtet Markttrends und Kundenanforderungen mit einer geringen time to market umsetzen kann.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.