IPE Institutional Investment: Herr Klein, auch im vergangenen Jahr konnte der ETF-Markt in Europa rund 10% zu legen. Wo ist die Sättigungsgrenze?
Klein: Die sehe ich noch lange nicht erreicht. Verschiedene Trends im Markt wie z.B. die stärkere Passivierung vieler Portfolios werden dafür sorgen, dass der Markt auch 2013 mit einer ähnlichen Rate zulegen dürfte. Nur ein Vergleich dazu: in Europa liegt der Anteil der ETFs am Fondsmarkt bei rund 3,1%, in den USA dagegen bereits bei rund 13%.
IPE Institutional Investment: Beim Blick auf die Fixed Income-Allokation institutioneller Investoren – speziell in Deutschland – fällt der Aufholbedarf der ETFs auf. Bietet sich gerade hier ein Wachstumsfeld?
Klein: Fixed Income ist sicher ein Bereich, in dem wir insgesamt als ETF-Branche noch deutlich wachsen können. Ich sehe uns hier 2014 mit Produktneuerungen, analog zu unserem Yield Plus ETF auf Staatsanleihen aus Euro-Peripherieländern deutlich wachsen. Dabei denke ich insbesondere auch an geplante Bond- ETFs, mit denen Kunden gegen Zinsänderungsrisiken abgesichert sind.
IPE Institutional Investment: Stark gewachsen sind im vergangenen Jahr insbesondere Aktien-ETFs – geht der Trend 2014 weiter?
Klein: Per Stand Anfang Februar ist dies klar zu bejahen. USA, Europa und währungsgesichert auch Japan sind Themen, die als ETF umgesetzt weiter große Nachfrage finden.
IPE Institutional Investment: Große Nachfrage findet offensichtlich auch die Idee der physischen Replikation der ETFs. Sie haben jüngst hierzu auch eine umfangreiche Umstellung angekündigt…
Klein: Der Trend zu physischer Replikation hat sich in den vergangenen Jahren bei den „Standardindizes“ verfestigt. Auf Kundenwunsch folgen wir diesem selbstverständlich. Auf der anderen Seite wird es immer Nischenmärkte oder bestimmte Strategien geben, die sich de Facto nur über einen Swap darstellen lassen. Das Hauptaugenmerk unserer Produktoffensive 2014 liegt aber ganz klar auf physisch replizierenden ETFs wie z.B. den db x-trackers Harvest CSI 300 UCITS ETF (DR), der als erster ETF physisch den chinesischen Markt für A-Aktien abbildet, oder auch den „db x-trackers Mittelstand & MidCap Germany UCITS ETF (DR)“, der seit Lancierung am 27. Januar den erste, breit in mittelständische Unternehmen investierenden ETF darstellt. Hier haben wir für das Jahr noch einiges in der Pipeline.
IPE Institutional Investment: Nun sind Sie heute mit der Meldung in die Öffentlichkeit, dass eine Reihe sogenannter Core-ETFs ab sofort mit einer Total-Expense-Ratio (TER) von 9 Basispunkten angeboten werden. Eine Kampfansage an die ETF-Industrie?
Klein: Es geht hier überhaupt nicht um das Thema Kampfansage. Wir als db X-trackers haben eine klare Wachstumsstrategie, die wir auf Basis unterschiedlicher Säulen umsetzen. Neben der Innovation und dem Bekenntnis zur physischen Replikation gehört auch das Angebot kostengünstiger Core-ETFs dazu, um Investoren ein interessantes Produktangebot machen zu können, das sie im Rahmen ihrer langfristigen Anlagestrategie bei weltweiten Allokation nutzen können.
IPE Institutional Investment: DAX- und FTSE100-ETFs werden die ersten Core-ETFs sein. Wie geht es weiter?
Klein: Als zweiter Schritt werden EuroStoxx 50 und MSCI USA folgen. Darüber hinaus sind weitere Umstellungen geplant. Ich denke wir sprechen hier von einem sehr attraktiven Angebot.
IPE Institutional Investment: Mit den niedrigen Kosten dürften sich auch insbesondere institutionelle Investoren angesprochen fühlen, die eher langfristig orientiert sind und bislang aufgrund der Kosten eher Indexfonds oder passive Mandate genutzt haben.
Klein: Wir haben den Begriff Core-ETFs bewusst gewählt. Investoren sollten ganz klar die Möglichkeit haben, langfristig kostengünstige Core-Investments zu tätigen. Dies geht sicher auch als Signal in den institutionellen Markt, wo wir zunehmend auch ETFs in der Strategischen Asset Allocation sehen und diese entsprechend längerfristig gehalten werden. Die TER von 9 Basispunkten wird uns weitere Investorenschichten erschließen.
IPE Institutional Investment: Wie würden Sie die bisherige Marktdurchdringung im institutionellen Markt beschreiben?
Klein: Es gibt in Deutschland einige Investorengruppen die bereits sehr umfangreich ETFs einsetzen. Dachfonds, Banken z.B. im Treasury, aber auch zunehmend Versicherer sind hier zu nennen. Blickt man über den Tellerrand hinaus, sieht man allerdings gegenüber Märkten wie den Niederlanden oder auch Skandinavien, dass wir hier noch einiges an Potenzial haben.
IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns abschließend einen Ausblick wagen – wie sollen sich die Initiativen in der Marktposition niederschlagen?
Klein: Unser Ziel ist bis Ende kommenden Jahres bei 20% Marktanteil zu liegen, mit den jetzt angestoßenen Initiativen sehe ich uns hier auf einem guten Weg!
IPE Institutional Investment: Danke für diese Einblicke, Herr Klein.
„Die TER von 9 Basispunkten wird uns weitere Investorenschichten erschließen“

Simon Klein