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Der Einsatz strukturierter Produkte aus Sicht eines Asset Managers, 1. Teil

Die bisherige starke Konkurrenz zwischen Zertifikaten und Fonds scheint sich langsam aber sicher aufzulösen: Der Erfolg der Zertifikate zeigt, dass damit einzelne Bedürfnisse offenbar besser abgebildet werden können. Das Asset Management reagiert und nutzt verstärkt strukturierte Produkte. Diese werden in Zukunft einen immer größeren und selbstverständlichern Anteil an seinem Angebot ausmachen.

Während die Nettomittelzuflüsse in Investmentfonds zum Beispiel 2006 leicht sanken, stiegen die Umsätze in Zertifikaten in Deutschland um 77%. Das Anlagevolumen stieg von 48 Mrd. Euro 2004 und 80 Mrd. Euro 2005 auf 110 Mrd. Euro 2006 und könnte nach Experteneinschätzungen 2007 noch einmal auf mehr als 140 Mrd. Euro zulegen.

Woran liegt das? Aus Emittentensicht spricht vieles für strukturierte Produkte: Sie sind einfach und schnell aufzulegen. Die Auflage und Zulassung eines Investmentfonds ist deutlich stärker reguliert und dauert markant länger als die Emission eines Zertifikates: Für Emittenten ein klarer Vorteil, insbesondere wenn es um das Ausnutzen kurzfristiger Marktbewegungen geht. Dagegen gibt es keine aufsichtsrechtlichen Beschränkungen bei der Auflage von Zertifikaten. Zu guter Letzt: Die Kostentransparenz ist recht gering.

Aber auch für Anleger sind sie interessant: Wenn es kein echtes Anlegerbedürfnis gäbe, das von den Zertifikaten bedient wird, wären die hohen Zuflüsse nicht zu generieren. Vor allem die Sicherheit ist dabei ein Hauptargument: 58% des Marktvolumens von 9 Mrd. Euro allein im Januar 2007 entfiel auf Produkte mit vollem oder teilweisem Kapitalschutz.

Eine aktuelle Investorenumfrage zeigt, dass auch institutionelle Anleger sich für strukturierte Produkte interessieren. Hauptgrund ist der Kapitalschutz, aber auch die Verpackung der Investition spielt eine Rolle. Dabei handelt es sich hierbei nicht immer nur um Zertifikate, sondern auch um Schuldschein- oder andere Verbriefungsarten.

Sind Zertifikate besser als Fonds?
Der Vorteil eines Zertifikats besteht darin, dass der Anleger passgenau zu seiner aktuellen Markterwartung investieren kann. Allerdings sind Marktmeinungen zum Zeitpunkt der Investition statisch, Marktentwicklungen jedoch dynamisch: Was vor kurzem noch als Produkt mit komfortabler Risikopuffer erschien, kann sich während der Laufzeit des Zertifikats als zu optimistisch herausstellen.

So entsteht für den Anleger eine paradoxe Situation: Da die Zertifikate in der Regel passiv gemanagt werden und es keine zyklusübergreifenden Produkte gibt, ist eine genaue Marktmeinung nötig. Das heißt für den Anleger, dass er gerade wegen des passiven Managements permanent sein Portfolio aktiv anpassen muss.

Im vergangen Jahr mussten das beispielsweise viele Anleger erfahren, die Bonus-Zertifikate auf die Telekom-Aktie hielten. Innerhalb kürzester Zeit waren die Risikopuffer gerissen und die Bonus-Zertifikate hatten – obwohl sie eigentlich mehr Sicherheit als ein Direktinvestment bieten sollten – teilweise sogar stärker verloren als der Basiswert selbst.

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*) Hans-Jürgen Schäfer ist CEO der ABN AMRO Asset Management (Deutschland) GmbH.
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Lesen Sie nächste Woche, im zweiten und letzten Teil des Expertenartikels, mehr über die Anforderungen an die Asset Manager und Lösungsoptionen.