IPE Institutional Investment: Mr. Cockshutt, wo sind die Bemühungen in Sachen ESG weiter fortgeschritten, bei Private Equity- oder bei Hedgefonds-Managern?
Cockshutt: Man erkennt bei Private Equity-Managern bislang deutlich mehr Bemühungen in Sachen ESG. Der Hintergrund ist, dass hier ESG-Grundsätze deutlich stärker als Wertschöpfungsquelle wahrgenommen werden, als bislang im Hedgefondssektor.
IPE Institutional Investment: Sie haben diese Umfrage erstmals 2011 unter Hedgefonds-Managern durchgeführt. Was sind die wesentlichen Veränderungen?
Cockshutt: Für uns sind hier zwei Tendenzen erkennbar. Zum einen sehen wir an der Spitze eine deutlich positive Entwicklung. So hat sich der Anteil der Hedgefonds-Manager, die wir beim Thema ESG als führend ansehen, innerhalb von nur drei Jahren von 3% auf 13% vervierfacht. Auf der anderen Seite bleibt der Anteil an Managern, die eine ESG-Integration ablehnen, mit 60% weiterhin sehr hoch. Allerdings lag dieser 2011 sogar bei 75%.
IPE Institutional Investment: Spielen die UN PRI Grundsätze dann in der Hedgefondsbranche überhaupt eine Rolle?
Cockshutt: Zu unserer ersten Untersuchung 2011, als nur 4% angaben, UN PRI Unterzeichner zu sein, hätte ich diese Frage mit einem klaren „nein“ beantwortet. Im Rahmen der 2014er Umfrage liegt dieser Wert nun bei 16%. Zumindest die Tendenz ist also sehr positiv. Das Thema ist in der Branche angekommen.
IPE Institutional Investment: Gibt es deutliche Unterschiede bei den Hedgefonds-Strategien?
Cockshutt: Aktien-Strategien liegen hier deutlich vor Tactical Trading Ansätzen. Das verwundert aber auch nicht, da diese deutlich mehr Möglichkeiten für die Berücksichtigung von ESG-Kriterien bieten. Wichtig ist auch hier, dass gegenüber unserer ersten Umfrage 2011 insgesamt dem Thema deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.
IPE Institutional Investment: Wie sieht es geographisch aus?
Cockshutt: Europa ist nach unseren Untersuchungen den USA deutlich voraus, obwohl man auch in den Vereinigten Staaten deutliche Fortschritte in Sachen ESG erkennen kann. Für Asien liegen uns zu wenige Rückmeldungen vor, hier können wir mit unserer nächsten Studie sicher mehr sagen.
IPE Institutional Investment: Was macht die Unterschiede zwischen Hedgefonds und Private Equity aus?
Cockshutt: Ich denke es ist immer noch das geringere Maß an Transparenz, das noch immer von vielen Hedgefonds in Sachen Reporting zu den unterschiedlichen Holdings etc. gelebt wird. Dies setzt sich bei vielen Managern auch beim Thema ESG fort.
IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie die landesspezifische Herangehensweise der Investoren?
Cockshutt: Wir sehen in den USA gerade bei Hedgefonds- bzw. Private Equity-Investoren noch sehr stark den ausschließlichen Fokus auf die Performance der jeweiligen Manager. In Europa ist gerade in den Niederlanden sowie in Skandinavien das Thema ESG auch bei Private Equity- und Hedgefonds-Investoren sehr stark im Auswahlprozess gewichtet. Für Deutschland und die Schweiz würde ich das Wort „pragmatisch“ für die Herangehensweise verwenden.
IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns noch genauer über Private Equity Manager sprechen. Wer hat hier die Nase beim Thema ESG vorne?
Cockshutt: Insbesondere Buy-out-Investoren sind hier beim Thema ESG gut aufgestellt. Gerade einmal jeder zehnte lehnt hier die Integration von ESG-Kriterien in den Investmentprozess ab. Bei den Risiko-/Wachstumskapitalgebern sind es immerhin sechs von zehn. Ebenso hat bei den Buyout-Investoren bereits jeder Dritte der Befragten die UN PRI Grundsätze unterzeichnet, im Risikokapitalbereich nur jeder Zehnte. Bei der Standortfrage sieht es analog zu den Hedgefonds so aus, dass Europa gegenüber den USA die Nase deutlich vorne hat, um beim Bild zu bleiben.
IPE Institutional Investment: Wie ist Ihr Ausblick für das Thema?
Cockshutt: Es ist klar zu erkennen, dass trotz aller Fortschritte über die letzten Jahre der Weg noch weit sein wird. Private Equity Investoren sind dabei wie skizziert deutlich voraus, da hier das Bewusstsein, dass ESG-Grundsätze eine Wertschöpfungsquelle sein können, bereits verankert ist. Doch gerade über den Druck, den Investoren gegenüber den Managern ausüben, dürften auch Hedgefonds in dieser Hinsicht weiter mit dem Thema arbeiten.
IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.