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„Anleger vergeben Total-Return-Strategien mit einem klaren Risikomanagement-Auftrag“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Dr. Volker van Rüth, Sprecher der Geschäftsführung der BayernInvest Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH in München, über die aktuellen Herausforderungen für institutionelle Anleger und die Antworten der Asset Management-Tochter der BayernLB darauf.

Dr. Volker van Rüth

IPE Institutional Investment: Herr Dr. van Rüth, wie hat sich das Geschäft der BayernInvest zuletzt entwickelt?
van Rüth: Wir sind in unseren beiden Bereichen Asset Management und Administration weiterhin sehr gut unterwegs, wie auch die zuletzt auf über 82 Mrd. Euro gestiegenen Assets under Control zeigen. Vor zehn Jahren lagen wir hier noch bei rund 24 Mrd. Euro und damit bei etwa einem Drittel. Wachstum haben wir dabei in beiden Geschäftsfeldern generiert, sowohl bei Kunden, die uns das Portfoliomanagement in Form von Asset Management Mandaten anvertraut haben, als auch im Bereich Master-KVG. Auch bei Kunden, für die wir beide Aufgaben übernehmen, gab es hohe Zuwächse.

IPE Institutional Investment: Im Fondsmanagement waren bzw. sind Sie insbesondere als Fixed Income-Manager bekannt. Soll das von der strategischen Ausrichtung her so bleiben?
van Rüth: Die BayernInvest besitzt in der Tat im Fixed-Income-Bereich mit Schwerpunkt Europa ein breites und anerkanntes Kompetenzspektrum. Daran wird sich nichts ändern. Angesichts der andauernden Niedrigzinssituation haben sich die Anlagebedürfnisse aber bei einem Teil der Investoren deutlich geändert, was von uns als Asset Manager neue Antworten erfordert. So haben wir als eine von drei Antworten unsere Kompetenzen im Total Return Management deutlich ausgebaut. Das Spektrum reicht hier von Ansätzen mit einer Subassetklasse im Rentenbereich, z.B. Investmentgrade Corporates oder Nachranganleihen, über unseren mit fünf Morningstar-Sternen ausgezeichneten Renten Europa-Fonds bis hin zu Multi Asset Ansätzen mit einem Mix aus Fixed Income Assets, Aktien, Rohstoffen, Währungen und Alternatives.

IPE Institutional Investment: Wie gehen Sie mit der Tendenz zu passiven Investments bzw. ETFs um?
van Rüth: Auch das ist ganz klar ein Trend unserer Zeit, den wir erkannt haben und als Asset Manager besetzen. Nicht als ETF-Manager, sondern als Anbieter maßgeschneiderter passiver Anlagen an, z.B. in Form von zwei VAG-konformen Emerging Markets Bond Fonds, die bestimmte Länder wegen der VAG-Konformität nicht beinhalten. Kundenindividuelle Benchmarks, die wir beispielsweise mit einem Stratified-Sampling-Ansatz umsetzen, stehen hier im Vordergrund.

IPE Institutional Investment: Zu Anfang des Jahres haben Sie eine Kooperation mit Ardian im Bereich der illiquiden Assetklassen bekannt gegeben. Wie wollen Sie sich in diesem Bereich positionieren?
van Rüth: Ardian zählt zweifelsohne zu den weltweit führenden Asset Managern im Bereich der Alternative Assets. Unsere Kooperation umfasst Investments in Fonds, die die Bereiche Private Equity, Infrastructure und Private Debt abdecken. Wir sehen hier klar, dass sich Investoren verstärkt in diesen Assetklassen positionieren. Gleichzeitig wollten wir diesbezüglich aber keine eigene Management-Expertise aufbauen. Deshalb haben wir uns für diese Kooperation entschieden, die sehr gut angelaufen ist. Dazu gibt es natürlich weiterhin im Immobilienbereich die Kooperation mit unserer Schwestergesellschaft Real I.S.

IPE Institutional Investment: Damit sind wir schon mitten in den Investmentthemen. Wo würden Sie hier das Thema Risikomanagement einordnen?
van Rüth: Insbesondere bei den Total-Return-Strategien. Hier haben wir viele Anleger, die uns einen klaren Auftrag im Sinne des Risikomanagements bzw. tragbaren Verlustrisikos mitgeben. Gerade bei den kleineren und mittelgroßen Kunden kommt dies immer stärker zur Geltung. Bei den großen Anlegern ist es dagegen nach wie vor so, dass ausgehend von deren ALM-Studie die passenden Spezialisten für unterschiedliche Assetklassen bzw. Teilbereiche gesucht werden, das Overlay-Management aber in-house oder von Dritten durchgeführt wird.

IPE Institutional Investment: Sehen Sie angesichts des andauernden Niedrigzinsumfelds eine klare Tendenz zu mehr Risiko bei Investoren oder hat man sich mit – zumindest vorläufig – niedrigeren Renditen abgefunden?
van Rüth: Es kommt auf den Einzelfall darauf an. In der Breite hat man sicher erkannt, dass die Klaviatur des Marktes immer noch renditeträchtige Möglichkeiten bietet, auch wenn dies mit mehr Volatilität bzw. Risiko verbunden ist. Auf der anderen Seite gibt es viele Investoren, denen bewusst ist, was sie am 31. Dezember im Portfolio aushalten können und entsprechend zurückhaltend bei Risikothemen sind.

IPE Institutional Investment: Gibt es bei den Themen Futures, Optionen oder OTC-Derivaten noch größere Ressentiments auf der Investorenseite, wenn es um die konkrete Ausgestaltung von Total-Return-Strategien geht?
van Rüth: Für mich ist das ein Thema der Vergangenheit, in aktuellen Gesprächen kommt dies immer seltener zur Sprache. Berührungsängste haben sich hier deutlich abgebaut.

IPE Institutional Investment: Lassen Sie mich nochmals auf alternative bzw. illiquide Investments zurückkommen. Was sind hier die Trends?
van Rüth: Wir sehen ein durchaus breites Interesse an den bereits genannten Bereichen wie Private Equity, Infrastruktur und insbesondere Private Debt. Man muss im Gesamtportfoliokontext aber aus regulatorischen Gründen konstatieren, dass die großen institutionellen Anleger letztlich immer große Fixed Income-Blöcke in ihren Portfolios halten werden. Auch von der Eigenkapitalunterlegung her gibt es kaum andere Möglichkeiten, auch wenn natürlich ein gewisser Anteil in andere Instrumente bzw. Assetklassen geflossen ist bzw. fließt.

IPE Institutional Investment: McKinsey hat in einer Studie aus dem Vorjahr dargelegt, dass der Rentenmarkt in den kommenden 20 Jahren real nur noch mit null bis zwei Prozent p.a. rentieren wird. Eine Steilvorlage für passive Konzepte aufgrund der geringeren Kostenbasis?
van Rüth: Ja, ich erwarte hier ein weiter steigendes Interesse von institutioneller Seite, gerade auch durch die Möglichkeit, hier trotzdem etwas „Maßgeschneidertes“ für die Kunden zu entwickeln. Für Portfolioteilbereiche macht eine Fokussierung auf passive Investments sehr viel Sinn.

IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns zum Abschluss des Gesprächs bitte noch einen kurzen Blick auf die Master-KVG-Seite werfen. Was steht hier auf der Agenda?
van Rüth: Auch hier beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema Alternative Investments, die wir in der Struktur über unsere Luxemburger Plattform abbilden. Die Administration selbst erfolgt dabei weitgehend in München. Außerdem sind wir dabei, unsere Prozesse weiter zu digitalisieren, sprich die gesamte Wertschöpfungskette in der Fondsadministration soweit wie möglich ohne Medienbrüche darzustellen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich vor allem um unsere Kunden und die Behandlung spezifischer Sachverhalte kümmern können. Alltägliche Aufgaben müssen soweit wie möglich automatisiert werden. Wir sind davon überzeugt, mit diesen Maßnahmen die Qualität unserer Dienstleistungen im Administrationsbereich weiter zu steigern und dafür zu sorgen, uns die große Zufriedenheit unserer Kunden auch in der Zukunft zu erhalten.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke!