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Richtungswechsel: Die makroökonomischen Auswirkungen der europäischen Pläne zur Bekämpfung des Klimawandels

In Europa steigt die Bereitschaft, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen mit weitreichenden wirtschaftlichen Auswirkungen.

Katharine Neiss, PhD, PGIM Fixed Income*

Nur für professionelle Anleger. Alle Investitionen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Kapitalverlusts.

Wie andere Regionen leidet auch Deutschland bereits unter den physischen Auswirkungen des Klimawandels, zum Beispiel durch Überflutungen, Dürren und die Auswirkungen höherer Temperaturen auf Ernteerträge. So führte beispielsweise eine Hitzeperiode im Jahr 2018 zu deutlich niedrigeren Wasserständen im Rhein, was sich negativ auf die deutsche Industrie auswirkte. Schätzungen zufolge werden Teile Europas bis 2100 einen Verlust des Pro-Kopf-BIP von bis zu 10% erleiden, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.¹

Europa stellt sich aber bereits der Herausforderung durch den Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft. Angesichts der relativ hohen Pro-Kopf-CO2-Emissionen in der Region hat der Übergang zu einer emissionsärmeren Wirtschaft eine erhebliche Tragweite. Zum Beispiel steht Deutschland - der größte Wirtschaftsmotor in der Eurozone - vor einem besonders schwierigen Unterfangen, da das Land relativ viel CO2 emittiert und an seiner Entscheidung zum Ausstieg aus der Atomkraft festhält.

Die Initiative findet jedoch in Politik und Bevölkerung breite Unterstützung. Vor diesem Hintergrund hat die Eurozone mehrere ehrgeizige Initiativen konzipiert, die den makroökonomischen Ausblick für die kommenden Jahre beeinflussen werden. Der im Jahr 2019 angekündigte European Green Deal zielt zum Beispiel darauf ab, Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu machen, während der Sustainable Europe Investment Plan vorsieht, über das nächste Jahrzehnt eine Billion Euro zur Unterstützung nachhaltiger Investitionen bereitzustellen.²

Darüber hinaus wird das Ziel der Klimaneutralität immer stärker im Gefüge der europäischen Institutionen verankert. Die europäische Zentralbank (EZB) unter Leitung der Notenbankchefin Lagarde wird im Rahmen ihrer Geldpolitik auch den Klimawandel als Teil ihrer Verpflichtung zur Wahrung der Preisstabilität berücksichtigen. Notenbankpräsidentin Lagarde unterstrich kürzlich erneut die Bedeutung des Klimawandels und bezeichnete ihn als „missionskritisch“. Mögliche Schwerpunkte könnten bei bestehenden Aktivitäten gesetzt werden, zum Beispiel durch den Kauf von „Green Bonds“ im Rahmen der Asset Purchase Facility der EZB, durch Rückführung der Käufe kohlenstoffbezogener Vermögenswerte und durch die Ausrichtung des Besicherungsrahmens auf Klimaschutzziele.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-Pandemie und die drohenden langfristigen wirtschaftlichen Schäden haben Europas Klimaambitionen zusätzlichen Schwung verliehen. Der neuere europäische Wiederaufbaufonds „Next Generation EU“ könnte bis 2024 innerhalb der Eurozone für 2% mehr Wirtschaftswachstum sorgen. Die damit verbundene Emission von EU-Anleihen, die zu 30% aus „Green Bonds“ bestehen, stellt einen wichtigen Meilenstein für die Entwicklung der europäischen Kapitalmärkte dar.³

Um diese Finanzierung zu erhalten, müssen die Länder dem Wiederaufbaufonds zunächst die damit geplanten Beiträge zum Umweltschutz und zur digitalen Entwicklung darlegen. Technologische Innovation und Klimaschutzpolitik werden ebenfalls eine Rolle spielen, z.B. das Verbot von besonders umweltbelastenden Autos in Stadtzentren und Fortschritte bei der Batteriekapazität, die eine Verlagerung weg vom Verbrennungsmotor hin zu Elektrofahrzeugen fördern. Außerdem ist Europa eine Exportwirtschaft, und Exporte machen fast 30% des BIP aus. Wenn wichtige Handelspartner, wie die USA oder China, von Unwetterereignissen betroffen sind oder eine eigene Klimapolitik betreiben, wird dies wahrscheinlich Spillover-Effekte haben.

Der Klimawandel bringt viele Herausforderungen mit sich. Europas Entschlossenheit zur Veränderung könnte aber dabei helfen, die makroökonomische Entwicklung auf einen positiveren Kurs zu bringen. Wir sehen für Investoren drei Bereiche, in denen sich Chancen ergeben können. Die von den europäischen Regierungen gezeigte Geschlossenheit verringert das Risiko einer Fragmentierung und sollte zu engeren und stabileren Spreads zwischen deutschen Bundesanleihen und den Staatsanleihen anderer Länder der Eurozone führen. Außerdem sollte der Gesamtumfang des jüngst beschlossenen Konjunkturplans den Aufwärtstrend des Euro unterstützen. Aufgrund der Unterstützung der Wirtschaft im Rahmen der Klimapläne sollten sich schließlich auch die Kreditspreads der Unternehmensanleihen einengen.

¹Kahn et al. (2019), Ourworldindata, PGIM Fixed Income

²Siehe ec.europa.eu/clima/policies/strategies/2050_de und

https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal_de
³https://ec.europa.eu/info/strategy/recovery-plan-europe_de

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*) Katharine Neiss ist Principal und Chief European Economist von PGIM Fixed Income. Sie arbeitet in London. Bevor sie im Jahr 2020 zum Unternehmen kam, war Frau Neiss Leiterin der International Surveillance Division bei der Bank of England, verantwortlich für die Unterrichtung der politischen Entscheidungsträger über die Aussichten für die globale makroökonomische und finanzielle Stabilität. Zu ihren früheren Aufgaben bei der Bank of England gehörten die Leitung der Policy, Strategy und Implementation Division, die sich mit der Regulierung großer britischer Banken befasst, sowie leitende Funktionen in den Structural Economic Analysis Divisions für die Wirtschaft Großbritanniens.

PGIM Fixed Income ist ein globaler Assetmanager, der aktive Investmentlösungen für alle Anleihemärkte bietet. Das Unternehmen verfügt über Geschäftsstellen in Newark (New Jersey), London, Amsterdam, München, Zürich, Tokio und Singapur und verwaltet mehr als 946 Mrd. US-Dollar. Weitere Informationen finden Sie unter den IPE Referenzen und auf www.pgimfixedincome.com (Stand: 30.09.2020).

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