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„Unser größter Drawdown im Zeitraum 2013 bis 2019 lag bei rund 4%“

Zwar konnten 2019 sowohl auf der Aktien- als auch auf der Rentenseite solide Renditen eingeloggt werden, doch das Umfeld an den Märkten wird mit der Rezessionsgefahr wieder deutlich anspruchsvoller. IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Markus Peter, Leiter Anlagen und Produkte bei Bellevue Asset Management, über die aktuelle Situation an den Märkten und die Herausforderungen an eine moderne Global Macro Strategie.

Markus Peter

IPE D.A.CH: Herr Peter, der Rentenmarkt bietet nur noch klägliche Renditen, der Aktienmarkt ist zumindest gut bewertet. Wie bewerten Sie dies für Ihren BB Global Macro Fund?
Peter: Zunächst einmal spielt es uns in die Karten. Wir sind mit maximalen Freiheitsgraden ausgestattet, um für Investoren unser Renditeziel von 5-7% mit einer tiefen Volatilität erreichen zu können. Angesichts der aktuellen Umstände an den Märkten ist uns dies seit 2013 mit einer jährlichen Rendite von 4,7% bei einer Sharpe Ratio von 1,07 recht gut gelungen.

IPE D.A.CH: Wie sehen Sie die aktuelle Situation an den Märkten?
Peter: Beim Blick auf den aktuellen Rentenmarkt rechnen wir für die Zukunft eher mit leicht steigenden Renditen. Wir managen den Fonds dabei mit einem neutralen Portfolio von 75% Anleihen und 25% Aktien. Die Kombination, so zeigen es unsere Untersuchungen, kann in Phasen langsam steigender Renditen und auch bei fallenden Renditen gute Sharpe Ratios generieren.

IPE D.A.CH: Welche Rendite ist damit in den nächsten Jahren noch möglich?
Peter: Wir glauben weiterhin an unsere Zielrendite von 5-7% p.a. Rund zwei Drittel der Performance kommt dabei aus der langfristigen Positionierung des Portfolios mit einem leichten Leverage, so dass wir auf ein Nettoexposure von 120-150% im Fonds kommen. Hier nutzen wir schlicht das aktuelle Nullzinsumfeld zu unseren Gunsten aus. Insgesamt steht dies bei uns für eine Renditeerwartung von 4-5%.

IPE D.A.CH: Welche Rolle spielt dann das Alpha?
Peter: Weitere 100-200 Basispunkte kommt aus unserer Auswahl der aussichtsreichsten Aktien- und Anleihemärkte und der Möglichkeit, auch einzelne Short-Positionen eingehen zu können. Zumeist sind dies bei uns Short-Positionen auf Währungen oder auf Aktienindex-Ebene. In Summe kommen wir daher auf eine Renditeerwartung von 5-7%.

IPE D.A.CH: Wie sehen die Performancebeiträge durch die unterschiedlichen Strategien im Fonds aus?
Peter: Wir sind hier sehr breit aufgestellt. In den vergangenen 12 Monaten waren insbesondere die Bereiche Staatsanleihen, Non Government Debt, Forex und Equity Growth die größten Performancetreiber.

IPE D.A.CH: Ein Global Macro Fonds muss sich auch immer am Drawdown messen lassen. Wie stehen Sie hier über die letzten Jahre?
Peter: Unser größter Drawdown im Zeitraum 1.1.2013 bis 30.9.2019 lag bei rund 4%. Für uns ist dies in der Tat ein ganz wichtiges Kriterium, gerade auch bei Mandaten für institutionelle Anleger. Der Fonds verfügt auch im Vergleich zu seiner Peer Group über sehr attraktive Risk/Return sowie Drawdown Charakteristika.

IPE D.A.CH: Was ist im aktuellen Jahr die stärksten Abweichungen im Portfolio gegenüber dem genannten neutralen Portfolio?
Peter: Lassen Sie mich das etwas detaillierter ausführen. Auf der Aktienseite sind wir mit 26% Allokation ins Jahr gestartet und konnten mit der Rallye der Risiko-Assets solide Gewinne erwirtschaften. Auch aktuell stehen wir bei der Aktienquote – Netto long – bei 30%, wobei ein Teil dieser Position über Put-Optionen abgesichert ist. Ganz anders sieht es bei Staatsanleihen aus. Hier sind wir mit 82% ins Jahr gestartet, haben diese Quote mit den steigenden Kursen allerdings sukzessive abgebaut. Derzeit – und das sagt einiges über unsere Einschätzung – stehen wir bei einer Netto short Position von 27% in Staatsanleihen.

IPE D.A.CH: Wie sieht Ihr mittelfristiger Blick in die Zukunft aus?
Peter: Das wirtschaftliche Umfeld hat sich über die letzten Monate eingetrübt, wie verschiedene Frühindikatoren in den USA und auch Europa zeigen. Entsprechend umsichtig müssen wir im Markt agieren, auch wenn uns verschiedene technische Indikatoren keine größere Gefahr im Markt zeigen. Als sehr positiv bewerten wir die verbesserte US-Liquidität.

IPE D.A.CH: Was heißt das für Ihre weitere Allokation?
Peter: Staatsanleihen sind für uns nach der starken Rallye weiterhin unattraktiv. Bei Nicht-Staatsanleihen sehen wir dagegen teilweise Opportunitäten, z.B. in den Emerging Markets wie Mexiko, Türkei oder Ägypten. Auch Cocos können selektiv interessant sein. Aktienbewertungen halten wir gegenüber Staats- und Unternehmensanleihen für attraktiver – mit Ausnahme des US-Marktes. Die starken Gewinnanstiege aufgrund der Steuererleichterungen für Unternehmen sind nicht nachhaltig, die Bewertungen entsprechend eher hoch.

IPE D.A.CH: Wie sieht Ihr Haupt-Investmentszenario über die nächsten Monate aus, kommt es tatsächlich zur Rezession?
Peter: Das ist noch immer schwer einzuschätzen, daher haben wir unser Portfolio auf zwei stärker gewichtete Szenarien vorbereitet. Zum einen ein langsames, aber positives Wirtschaftswachstum, wobei die erneut sehr expansive Geldpolitik bedeutender Zentralbanken eine nachhaltige Aktienrallye vorantreibt. Zum anderen auf eine leichte Rezession, die sich aber nicht zu einer Finanzkrise entwickelt. Für beide Fälle sehen wir uns gut aufgestellt.

IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke!